London - Der weltweite Trend zur Naturmedizin gefährdet
nach neuen Untersuchungen zahlreiche Pflanzen in ihrem Bestand: Bis
zu einem Fünftel aller medizinisch genutzten Pflanzen sind demnach
vom Aussterben bedroht, weil sie zu radikal abgeerntet werden. Das
berichtet Alan Hamilton, Biologe der Umweltschutzorganisation WWF, in
der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins "New Scientist".
Zwei Drittel der rund 50.000 medizinisch genutzten Pflanzen werden
wild gesammelt und nicht in Kulturen neu angepflanzt, berichtet
Hamilton. Viele arme Menschen lebten davon, doch würden sie mit den
Pflanzen letztlich auch ihre eigene Verdienstmöglichkeit vernichten.
Beispiele
Ein Beispiel für besonders gefährdete Arten sei etwa der für eine
Krebsarznei benötigte Baum Tetu lakha (Nothatodytes foetida) aus den
Regenwäldern Südindiens und Sri Lankas. Auch der indische Korbblütler
Saussurea lappa, der bei chronischen Hautkrankheiten hilft, oder das
Liliengewächs Fritillaria cirrhosa aus China, das gegen
Atemwegserkrankungen eingesetzt wird, seien bedroht.
Der Markt für Prostata-Präparate aus der Afrikanischen
Stinkholzrinde sei bereits zusammengebrochen, weil durch das
vollständige Abschälen die meisten Bäume zerstört worden seien und
nicht genug Nachschub produziert werden könne. Traditionell sei
höchstens die Hälfte der Rinde abgeschält worden. Hamilton
kritisiert, dass in Großbritannien elf der 16
Pflanzenprodukt-Hersteller nur Wildpflanzen verarbeiteten, aber nicht
in Neuanbau und Aufforstung investierten. (APA/dpa)