Wien - Die Sparkasse Niederösterreich Mitte West (St. Pölten) übernimmt 95 Prozent der Aktien der angeschlagenen Sparkasse Melk, Mank-Kilb. Es handelt sich um eine Rettungsaktion: "Die Sparkasse Melk wäre zum Sanierungsfall geworden", hieß es aus dem österreichischen Sparkassenverband am Mittwoch.

Zuvor hatte der Sparkassen-Prüfungsverband zusammen mit der neuen Sparkassen-Haftungsgesellschaft - Melk war der erste Fall, in dem die neue HaftungsGesmbH aktiv wurde - die Notbremse gezogen und "Sofortmaßnahmen" verlangt. Mit dem jetzigen Eigentümerwechsel werde dem Genüge getan, heißt es.

Austausch des Managements

Mit dem kurz vor Jahresende 2003 fixierten Eigentümerwechsel sei auch ein Kapitalzuschuss für die Sparkasse Melk und ein Austausch des Managements verbunden.

Die Melker Sparkasse (65 Mitarbeiter) konnte, wie die "Niederösterreichischen Nachrichten" berichten, die strengeren Eigenkapital- und Risiko-Anforderungen nicht mehr erfüllen. Daraus folgte, so die NÖN, dass kein positiver Prüfungsvermerk gegeben worden wäre und das hätte das Aus für die Bank bedeutet.

Frühwarnsystem

Im Frühwarnsystem des Sparkassensektors ist, wie berichtet, aber genau gegen solche Fälle vorgesorgt: Bei drohenden Verfehlungen von Rendite- bzw. Kapitalkriterien kann die Haftungsgesellschaft (unter Führung der Erste Bank) einschreiten und rechtzeitig gegensteuern lassen. Es habe aber "keinen Auftrag" an St. Pölten gegeben, sondern der Deal habe sich "ergeben", wie gegenüber der APA erklärt wird.

Die "krassen Großkunden-Außenstände" seien in der Sparkasse Melk im Verhältnis zu groß gewesen. 8 bis 10 größere Unternehmen aus Melk-Stadt und Bezirk belasteten die Bankbilanz übergebührlich. Würden mehrere zeitgleich in die drohende Insolvenz schlittern, wäre die Melker Sparkasse pleite, so die NÖN. Daher hat die Revision von außen die Notbremse gezogen. Begünstigt wurde dies auch aus der Sicht, dass Melk gut ins Konzept der Sparkasse NÖ Mitte West passt.

Mittleres Erdbeben

Entscheidungen, die in Melk auf die lange Bank geschoben worden seien, würden jetzt in St. Pölten fallen, heißt es in dem Bericht. Für Donnerstag ist zu dem Thema eine Pressekonferenz der Sparkasse St. Pölten anberaumt.

In Melk habe der Deal jedenfalls ein mittleres Erdbeben ausgelöst: Selbst der ehemalige Staatskommissär der Sparkasse Melk, Mank-Kilb, und nunmehrige Vorsitzende der Melker Sparkassen-Privatstiftung Hadmar Lechner sei aus allen Wolken gefallen, als er die genaueren Prüfungsunterlagen einsehen konnte, zitiert die Zeitung aus Funktionärskreisen. Vor einem halben Jahr sei die Welt noch in Ordnung gewesen, zumindest auf dem Papier. Wie der Sparkassen-Prüfungsverband vor einem halben Jahr einen derart positiven Prüfbericht vorbringen konnte, sei heute vielen schleierhaft. Mit den vielen Besitzungen der Bank (Häuser und Grundstücke) gebe es auch den finanziell notwendigen Rückhalt, habe es geheißen.

Großer Partner

Seit Herbst sah alles anders aus. Zunächst sei von der Beteiligung eines großen Partners - der Sparkasse NÖ Mitte West mit Firmensitz in St. Pölten - gesprochen worden. Die Mehrheit mit mindestens 51 Prozent müsse in Melk bleiben, hieß es damals. Nach den Prüfungen sei daraus "ein Desaster" geworden, wird ein Insider zitiert. St. Pölten schluckte Melk nun mit einer Beteiligung von 95 Prozent. Die Bedingungen für die Übernahme "waren ein Wahnsinn, eine trostlose Angelegenheit", erklärt ein verärgerter Sparkassenfunktionär den NÖN.

Es sei keine Fusion und auch kein Kauf, sagt Wolfgang Just, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse NÖ Mitte West AG, der Zeitung. "Es ist eine Beteiligung mit 95 Prozent". Nach seinen Aussagen passt die Bank jedoch geografisch gut in das Konzept seines Hauses. (APA)