Charlotte Wolff:
Späte Liebe
Aus dem Englischen von Gerlinde Kowitzke
Frauenoffensive 2003
ISBN 3-88104-357-8
EUR 13,90
Foto: Buchcover
"Charlotte Wolff stellt in diesem autobiografischen Roman die zwei Welten dar, in denen sich ihr Leben abspielt: die Großstadt London, in der die vor den Nazis geflohene Jüdin als Psychiaterin arbeitet, und eine provinzielle Kleinstadt, wo ihre Freundinnen Caroline und Christabel miteinander leben. In die ruhige Zweisamkeit der beiden bricht Emma ein, eine ebenfalls aus Deutschland geflüchtete Jüdin, die sich zu Caroline hingezogen fühlt. Trotz ihrer leidenschaftlichen Gefühle füreinander ignorieren die Frauen, gefangen in ihren sozialen Konventionen, die Wahrheit über ihre Beziehung. Sie lieben einander auf besondere und dramatische Weise."

Das Schweigen zu den großen Gefühlen steht zwischen allen Zeilen und ich erfreue mich an nur allzu bekannten Liebesverwicklungen zwischen Frauen, Freundinnen und Liebenden. "Ich fühlte mich schon immer zu Menschen hingezogen, die älter sind als ich; ich staune unentwegt darüber, wie sie in diesem Karussell von Emotionen mithalten, das sich Leben nennt." Staunen musste ich bei dieser Lektüre auch, über die politische Aktualität der Geschichten der EmigrantInnen; der Beschreibung der verinnerlichten Homophobie und der großen leidenschaftlichen – sonst schreibe ich so gerne lustvoll, aber hier passt das "was Leiden schafft" wirklich – Zuneigung und Liebe dieser faszinierenden über 60-jährigen Lesben und Frauen.

Der feministisch-politische Bezug – sogar die große Emma Goldmann wird hier erwähnt – zur linken Politik ist überraschend und erfreut mein Herz. Eine Klassikerin der Lesbenliteratur und eine wunderbare Freundinnengeschichte der ganz feinen Art. Ein Report über die Verloren- und Verlassenheiten der EmigrantInnen der 30er und 40er Jahre. Einfach ein guter, feministischer Roman.