Rom - Die Ermittlungen der italienischen Justizbehörden gegen anarchistische Untergrundorganisationen, die für die Briefbombenserie gegen EU-Institutionen und -Vertreter verantwortlich gemacht werden, laufen auf Hochtouren. Die Fahnder in Bologna, dem Aufgabeort der Briefbomben, haben ein Versteck gefunden, das als Stützpunkt für anarchistische Aktivisten diente, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".

Laut den Ermittlern wurde das Versteck von führenden Persönlichkeiten anarchistischer Gruppen in Italien besucht. Ihnen werden Verbindungen zu ähnlichen Organisationen in Spanien und in Griechenland vorgeworfen. Im vergangenen Oktober hatte die Polizei in Rom einen Sprengkörper vor dem Sitz der spanischen Fluggesellschaft Iberia in Rom entschärft. 2002 war außerdem eine Paketbombe entschärft worden, die dem Mailänder Iberia-Büro auf dem Mailänder Flughafen Malpensa zugeschickt worden. Dabei war niemand verletzt worden.

"Informelle anarchistischen Föderation"

Laut der Polizei könnten Verbindungen zwischen den italienischen Anarchisten und dem Terroristen Claudio Lavazza bestehen, der sich in einer Haftanstalt in der spanischen Stadt Helva befindet. Er hatte 1996 zwei Polizisten in der Stadt Cordoba erschossen. Auch Verbindungen zur baskischen Terroristengruppe ETA werden nicht ausgeschlossen.

"Die europäische Terroroffensive könnte nicht zu Ende sein. Nicht unwahrscheinlich ist, dass die Täter andere Ziele suchen, um die Kontrollen zu umgehen", berichteten die Fahnder in Bologna.

Bisher hatte sich eine "Informelle anarchistischen Föderation" (FAI - Federazione Anarchica Informale) zur Briefbombe an EU-Kommissionspräsident Romano Prodi am 27. Dezember bekannt. Die Gruppe hatte eine Kampagne gegen Europa angekündigt. Die italienische Polizei rechnet vier Grüppchen zu der Föderation: "Internationale Solidarität", "Brigaden des 20. Juli", "Handwerkskooperative Feuer und Partner" und die "Fünf C". Zudem habe sich eine Gruppe namens "Gegner Europas" angeschlossen. (APA)