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Die Fahrt mit der Straßenbahn ist bunter geworden

Foto: Reuters/Bader

Wien - Es ist um einiges einfacher geworden, sich im 14. Bezirk zu orientieren oder den Weg zu beschreiben: "Da steigst ein in den 52er, und bei der ,Gelben' steigst wieder aus." Oder eben bei der "Blauen". Oder bei der "Wassrigen". Oder es heißt: "I bin glei' gegenüber vom ,Klimt' daham".

Einige Straßenbahnstationen in der äußeren Linzer Straße haben ihre asphaltig-graue Anonymität verloren. Jede einzelne dieser Haltestellen der Linie 52 wurde zur "Insel" und dabei künstlerisch zur eigenständigen Persönlichkeit erhoben. Jetzt werden die Füße der Fahrgäste vom aufgemalten Blau der "Wasserinsel" umspült. Oder die Leute lehnen am aus den Wellen aufragenden Stein. "Begegnung formt das Leben wie Wasser das Gestein", steht hier.

Schneegestöber

Oder aber man wird inmitten des Schneegestöbers auf der "Solarinsel" von Beate Wagner an den vergangenen, langen und heißen Sommer erinnert. Wie vergänglich alles ist, wird auch mit einer anderen 52er-Station verdeutlicht - der "Zeit-Insel", die sich von 0 bis 24 Uhr erstreckt.

Vier dieser neun Kunstwerke zum Drauf-Warten wurden von der Gruppe El-Kordy gestaltet - das Atelier El-Kordy ist ebenfalls in Penzing, in der Baumgartner Straße 48 ansässig. Bei einer Bewertung der Kunststationen belegten auch die El-Kordysche Klimt- und die Wasser-Insel die ersten Plätze. Der dritte Preis ging an die Regenwald-Insel von Sylvie Proidl.

Die Stationen sind den Penzingern zur Gewohnheit geworden. Ein Mutter sinniert aber noch mit ihrem Kind: "Was das wieder 'kostet hat." Und sie irrt, denn die Umgestaltung kam nicht von "denen da oben" - sondern von denen gleich daneben: von den Geschäftsleuten in der Linzer Straße. Die Idee hatte Monique Schrottmeyer - und die ist Besitzerin der "Boutique Monique" sowie Obfrau des Vereins der Kaufleute der Linzer Straße. (Roman Freihsl, Christian Fischer; Der Standard, Printausgabe, 07.01.2004)