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Im Gold finden sowohl Pessimisten als auch Optimisten ihre Anlageargumente für 2004

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Der rasante Anstieg des Euro hat 2003 ins Portfolio gepfuscht - Absicherungen stehen auch für 2004 auf dem Programm

Grafik: STANDARD

Die Finanzindustrie geht beschwingt ins neue Jahr. Warnungen sind rar. Zumindest für die ersten Monate 2004 gehen die Experten international von weltweit weiter steigenden Aktienkursen aus. Der Grund: Konjunkturoptimismus, gute Gewinndynamik der Unternehmen und fürs Erste weiter niedrige Zinsen. Vorsicht ist allerdings bei Dollar-Anlagen geboten - der Verfall des Greenback ist noch nicht zu Ende. Schuldner in Yen und Franken sollten ihre Reißleinen in Griffweite halten.

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D ie Freude über die unerwartet kräftige Kursrallye, über Konjunkturerholung in den USA, in Japan und in Europa im abgelaufenen Jahr hat den Prognosepapieren für 2004 lange entbehrten Optimismus verliehen. Weltweit werden Aktien überwiegend zehn bis 15 Prozent Kurspotenzial eingeräumt. Andererseits dürften lang laufende klassische Staatsanleihen an Attraktivität verlieren - die erwartete Konjunkturdynamik stellt sie in den Schatten. Aber: Auf der Hoffnung, dass jegliches Aktieninvestment von einer starken Zuwachswelle übers Jahr getragen wird, dürfen sich Anleger nicht ausruhen, auch wenn die USA im Präsidentenwahljahr alles für einen starken Aktienmarkt tun werden. Mögliche Zinsschritte in den USA noch vor dem Sommer und die Einsicht, dass trotz guter Konjunkturentwicklung Aktien teuer geworden sind, könnte - abgesehen von möglichen Terroranschlägen - Gewinne wieder vernichten.
  • Deutliche Warnlampen sind 2004 für Schuldner in Fremdwährungen aufgestellt.

Der Yen etwa hat zwar zum Dollar 2003 nur zehn Prozent aufgewertet, mit anhaltender Erholung und dem möglichen Verschwinden der Deflation könnte die japanische Währung aber deutlich zulegen. Das verteuert Yen-Kredite. Als wahrscheinlich erachten Analysehäuser wie etwa das Research-Team der Raiffeisen Zentralbank unter Peter Brezinschek Zinserhöhungen in der Schweiz. Das wiederum dürfte dem Franken zugute kommen - er wird teurer. Somit verschwindet für Franken-Schuldner der Zinsvorteil bei gleichzeitig höherem Währungsrisiko.


Tipp: Jetzt Ausstiegsszenarien mit den Bankberatern inklusive Kostenbelastung durchrechnen.
  • Der Euroanstieg kann ordentlich in die Erträge pfuschen.

Denn der erwartete weitere Euroanstieg zum Dollar frisst am Profit aus Dollar-Anlagen. Schon 2003 hat der rasante Anstieg der Gemeinschaftswährung etwa die Zugewinne beim Goldpreis aufgefressen, das Plus an den US-Börsen wurde in den letzten zwei Monaten des Jahres für Europäer ebenfalls vom Dollarverfall ausgelöscht. Kein gutes Argument für einen Kauf von Microsoft & Co. Außer die Investments werden abgesichert durch lang laufende Euro-Calls oder Dollar-Puts.


Tipp: Angesichts der Euro-Dollar-Prognosen, die derzeit bis zu 1,44 reichen, ist eine solche Versicherungsprämie in Optionen vermutlich gut angelegt.
  • Geldmarktfonds sind 2004 riskante Parkplätze für Bares.

Im vergangenen Jahr sind Milliarden aus Geldmarktfonds, in denen Bares während der Baisse geparkt war, abgeflossen. In den USA waren Geldmarktfonds 2003 Verlustbringer, rechnet man bei durchschnittlichen europäischen Geldmarktfonds die Spesen weg, dann ist auch dort nichts geblieben. Zwar dürften die kurzfristigen Zinsen, also die Geldmarktzinsen, in den ersten Monaten 2004 stabil bleiben, bei angenommener steigender Inflation in der zweiten Jahreshälfte haben die Geldmarktfonds aber gute Karten für einen Platz unter den realen Verlustbringern.


Tipp: Parkplätze für Bares eher auf der kurz laufenden Anleihenseite (fünfjährige) suchen.
  • Ungünstiger Cocktail aus Konjunkturplus und Zinswende für traditionelle zehnjährige Staatsanleihen.

Die wirtschaftliche Erholung schmälert auch den Mehrertrag bei riskanteren Unternehmensanleihen. In der BBB-Ratingklasse sind diese "spreads" zwar auch geschrumpft, ein gutes Prozent Mehrertrag sollten sie 2004 aber abwerfen. Höchste Gewinnchancen liegen in den Staatsanleihen der EU-Beitrittskandidaten der zweiten Runde, bei Euro-denominierten Papieren auch in solchen Einzeltiteln.


Tipp: Am besten via Fondsvehikel, bei Einzelveranlagung in Junkbonds an die Total-Pleite von Argentinien denken.
  • Viele Argumente sprechen für Rohstoffe.

Sowohl "Pessimisten", die mit aufkeimender Inflation, eher schwachen Aktienmärkten und zunehmender politischer Instabilität rechnen, als auch Optimisten, die auf den Nachfrageboom aus Asien, vor allem aus China zählen, raten zu einer rund 20-prozentigen Veranlagung in Rohstoffen. Im abgelaufenen Jahr schon haben die Metalle teilweise historische Höchststände erreicht. Das können Fonds (am besten währungsgesichert!), Goldmünzen oder Goldfonds sein. Wer an die Prognosen der Abschwächung des südafrikanischen Rand glaubt, könnte mit Minenaktien wie Harmony oder Goldfields überproportional verdienen. Wer von hohem Preisniveau beim Öl überzeugt ist, sollte auf Schwäche der Öltitel warten und dann kaufen.


Tipp: Auch wenn wenig gegen weiter steigende Rohstoffpreise, vor allem gegen weiter steigende Goldpreise, spricht: Kaum eine andere Anlageklasse ist so hohen Schwankungen unterworfen. Rüstzeug: Gute Nerven.

  • Geschenkte Prämie.

Trotz auf 3,5 Prozent gesunkener Staatsprämie für den maximal geförderten Sparbetrag von 1000 Euro im Jahr bleibt die durchschnittliche Verzinsung beim Bausparen 2004 ein Highlight bei den sicheren Veranlagungen.

Unter dem Aspekt der Sicherheit lohnt auch ein Blick auf die Produkte der Zukunftsvorsorge (9,5 Prozent Prämie für 1851 Euro). Viel Ertrag bleibt dabei über den vorgeschriebenen Veranlagungszeitraum von mindestens zehn Jahren wohl kaum über, aber Sicherheit hat eben ihren Preis.


Tipp: Lange Bindungsdauer und Kosten der Kapitalgarantie bei der Zukunftsvorsorge bedenken.

 (Karin Bauer, DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.1.2004)