"Bis zum 1. Jänner 2004 war Italien das einzige Land der Welt, das das neue Jahr mit einem Marsch zur Feier seiner Niederlage begann", hieß es im Kommentar in Anspielung auf den Radetzky-Marsch. Der österreichische Feldmarschall Graf Johann Joseph Wenzel Radetzky hatte die Italiener 1848/49 in zwei Schlachten (Custozza und Novara) besiegt und somit ihre nationale Einigungsbewegung vorerst gestoppt. "Jedes Land hat das Recht, das Jahr mit der Musik und den Erinnerungen zu beginnen, die ihm gehören", kommentierte das Parteiblatt des italienischen Vizepremiers Gianfranco Fini.
Sieg der norditalienischen Musik
Auch das Parteiblatt der rechtspopulistischen Lega Nord, die wie Alleanza Nazionale Mitglied der Regierungsallianz von Silvio Berlusconi ist, begrüßte den RAI-Beschluss, die Live-Übertragung des Konzerts der Wiener Philharmoniker unter der Leitung des italienischen Stardirigenten Riccardo Muti durch das Ereignis im Fenice-Theater zu ersetzen. "Im Fenice-Theater siegt die norditalienische Musik", schrieb "La Padania", Parteiblatt der stark föderalistisch orientierten Lega Nord.
"Wir erleben ein Wunder der italienischen Politik, die alles recycelt. Jetzt entdecken wir plötzlich, dass Wien der Linken und Venedig der Rechten gehört", kommentierte die römische Tageszeitung "La Repubblica" ironisch. "La Traviata gegen den Radetzky-Marsch", hatten italienische Zeitungen geschrieben und das Konzert in Venedig als fahle "Imitation" des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker bezeichnet.