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Illustration: Der STANDARD

Ein paar Wochen noch, dann besteigt Andrea Pedrosa-Harand den Flieger von Brasilien nach Österreich. In der Zwischenzeit wird sie die Arbeiten für ihre Post-doc-Stelle an der Universität in Recife abgeschlossen haben. Im März tritt die gebürtige Brasilianerin ihre Herta-Firnberg-Stipendiatenstelle am Wiener Institut für Botanik an. Dieses Stipendium ermöglicht ihr, zwei Dinge miteinander in Einklang zu bringen: die Liebe und die Karriere. Damit erklärt sie auch die Motivation, sich um das renommierte Stipendium beworben zu haben.

Die 27-jährige Biologin möchte langfristig in Österreich glücklich werden. Das hat in erster Linie mit ihrem Mann zu tun, ebenfalls Biologe. Die beiden haben 2002 in Brasilien geheiratet. Und natürlich wünscht sie sich einen Uni-Job, damit sie weiter in der Genomforschung tätig sein kann. Dafür soll eben das Firnberg-Stipendium der Grundstein sein. Ab März wird Andrea Pedrosa-Harand das Genom der Gartenbohne entschlüsseln. Diese Genkarte benötigt man für Kreuzzüchtungen oder für Genmanipulationen - wie das Einfügen von Resistenzgenen - und für den genetischen Vergleich verwandter Arten. Das Reizwort "Genmanipulation" weist die Forscherin von sich. Sie betreibe reine Grundlagenarbeit. Was man daraus mache, sei eine andere Sache. Sehr wohl reizt sie aber der Gedanke, dass sie mit der Entschlüsselung des Genoms ärmeren Ländern dienlich sein könnte. Denn in Lateinamerika oder in Teilen Afrikas sind Bohnen gern gegessenes Nahrungsmittel. Könnte in der landwirtschaftlichen Produktion der Ertrag gesteigert werden, hätten mehr Menschen zu essen.

Die junge Wissenschafterin, die vor ein paar Jahren mit der Empfehlung eines brasilianischen Professors, aber ohne Deutschkenntnisse nach Österreich gekommen ist, bemerkt gravierende Unterschiede in der Arbeit hier und dort. Zufrieden ist sie, weil sie mit dem Antritt ihrer Stipendienstelle ein fertig eingerichtetes Labor vorfinden wird. In Brasilien dauere es Wochen und Monate bis man überhaupt an Gerätschaften herankomme. Und "obwohl die Leute in Österreich sagen, dass immer weniger Geld für die Forschung zur Verfügung steht, ist es immer noch mehr als in Brasilien", weiß sie. In Brasilien sei man weit weg von anderen Forschergruppen, "in Österreich ist der Austausch besser". Für den besseren Austausch zwischen ihrer bisherigen und der neuen Heimat will sie sorgen. Sie hofft, Projekte zwischen den Wiener und Kollegen an der Universität Recife einfädeln zu können.

Das Feeling für die Uni hat sie von daheim mitbekommen. Ihre Mutter ist Professorin für Psychologie, der Vater ist Wirtschaftswissenschafter. Der 25-jährige Bruder ist Architekt, der jüngste von den drei Kindern Informatiker.

Bei ihrer Ankunft im März wird Andrea Pedrosa-Harand noch etwas vom Winter in Österreich erleben. Was für eine, die nahe des Äquators groß geworden ist, eine frostige Perspektive ist. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3./4. 1. 2004)