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Foto:APA/Wild und Team

Benno Zelsacher

Flachau - Die Kirche ist überraschenderweise im Dorf geblieben. Sie ist auch nicht dem berühmtesten Sohn Flachaus geweiht, sondern Maria, was daran liegen dürfte, dass die ist, was Hermann Maier nicht ist, nämlich heilig, und das schon urlang.

Ansonsten hat sich schon allerhand getan hier in den vergangenen Jahren. Wie sehr der Ausbau der Infrastruktur mit Hermann Maiers Erscheinen zusammenhängt, lässt sich nicht bewerten, zeitlich jedenfalls fällt das Wachstum Flachaus mit dem Wachstum Hermann Maiers zur Skigröße zusammen. Als 1996 der Weltcup zum ersten Mal hierher kam, hatte das zumindest auf der weltlichen Ebene nichts mit Maiers Ruf zu tun. Aber weil er hierher kam, durfte Maier, der Einheimische, den Vorläufer und mit einer Spitzenzeit auf sich aufmerksam machen.

Die Jahre sind ins Land gezogen, Hermann Maier stürzte in Nagano spektakulär, siegte spektakulär nahezu überall, wo's Schnee gibt auf dieser Welt, sollte dann einen der berühmteren Motorradunfälle bauen und auferstehen von den Maroden.

"Das mit dem Vorläufer ist ein schönes Gschichtl", sagt Maier, "aber wesentlich war es nicht." Zu dieser Zeit zeigte er schon bei FIS-Rennen und im Europacup auf. Am Samstag bestreitet er nach 1999 sein zweites Weltcuprennen zu Hause. Damals siegte Benjamin Raich, der Herminator wurde Dritter. "Sollte ich hier wieder so ein Ergebnis schaffen, wär' das ein Traum für mich. Sollte ich gewinnen, wäre es die große Sensation." Maier kommt zwar als Weltcupführender, aber im Riesentorlauf haut es noch nicht so hin, Rang sieben in Park City war sein bisher bestes Saisonergebnis bei dieser Übung, dafür stehen Siege in Abfahrt und Super-G zu Buche.

Vor den Feiertagen fühlte er sich kraftlos, "da spürte ich die beiden verlorenen Trainingsjahre". Dennoch haben sich beispielsweise 196 Fotografen für Flachau akkreditiert, internationale Medien sind hier, einer wollte natürlich wissen, was Hermann Maier zu Silvester getan hat, und Hermann Maier sagte: "Getrunken." Was er so fühlt, wenn er überall sein Konterfei sieht, schließlich besteht die offizielle Ankündigung aus einem Maier-Plakat und dem Wort: "Das Heimrennen"? "Das sehe ich gar nicht, ist schon normal."

Nagel und Riegel

Sein, Hermann Maiers, Haus steht direkt an der Weltcuppiste, die nun auf den Namen Hermann Maier hört, jenes der Eltern im Ortsteil Reitdorf befindet sich in der Hermann-Maier-Straße; gewöhnlich werden hier Verkehrsflächen dieser Größenordnung Wege genannt. Nahezu auf jeder Laterne hängt ein Hermann-Maier-Plakat, eine Statue des Skirennläufers gibt es auch. Den Fanshop kann man getrost als Museum bezeichnen, der Nagel, der nach dem Unfall seinen Unterschenkel zusammenhielt, ist auch zu sehen, und wer in den Hermann-Maier-Energieriegel beißt, den sollte man nie unterschätzen, wer sich in der Hermann-Maier-Skischule unterrichten lässt, dem könnte durchaus Großes bevorstehen, wenn er nur gut zuhört, und irgendwie wundert man sich, dass Flachau immer noch Flachau heißt.

Naturgemäß befinden sich auch andere Skirennfahrer in Flachau, Stephan Eberharter etwa, der Verteidiger des gesamten Weltcups, dem gestern zum zweiten Mal en suite der "Skieur d'Or" verliehen wurde, der goldene Skifahrer also, eine Journalistenauszeichnung für den eindrucksvollsten Skisportler der vergangenen Saison. Was er so fühlt, wenn er überall die Plakate vom Hermann Maier sieht? "Gar nichts. Ich hab' die Augen zugemacht."