Mit Herbert Salcher und Fred Sinowatz stand Fischer in der wohlwollenden Gunst des seinerzeit unumschränkt in der SPÖ herrschenden Sonnenkönigs Bruno Kreisky. Anders als alle, die sich Hoffnungen auf die Nachfolge Kreiskys machten und mehr oder weniger pathetisch scheiterten, verstand es Fischer vortrefflich, sich unauffällig unentbehrlich zu machen.
Das Talent, parteiinterne Konflikte zu bewältigen, indem er sich weit gehend aus ihnen heraushielt, wurde dem 1938 in Graz geborenen gelernten Juristen nicht immer freundlich ausgelegt. Als "Dauerverwalter der politischen Sterilität" beispielsweise bezeichnete Parteihistoriker und Exfreund Norbert Leser seinen Genossen und schüttete vor vier Jahren in einem Buch seinen ganzen Groll über Fischer aus, den er wenig schmeichelhaft als mit allen Ölen gesalbten "Überlebenskünstler" porträtierte.
Besonders die Zurückhaltung Fischers, als Kreisky dem Nazi-Jäger Simon Wiesenthal Kollaboration mit der Gestapo vorwarf, erboste Leser und bekräftigte die Zerrüttung eines Freundschaftsverhältnisses zwischen zwei Intellektuellen, von deren Preisklasse die SPÖ inzwischen nicht mehr viele hat. Denn dass Fischer mehr zu bieten hat als eine tadellose Moderation der Sitzungen des Nationalrates, hatte er in seiner politischen Karriere oft genug bewiesen.
Seit 1971 Abgeordneter, fiel Fischer immer wieder durch brillante Debattenbeiträge und profunde Sachkenntnis auf, die er auch als Dozent und später Professor für Politikwissenschaften an der Universität Innsbruck unter Beweis stellte. Nachgerade nostalgischer Glanz scheint aus seiner Zeit als Wissenschaftsminister herüber, die Fischer von 1983 bis 1987 breiten Respekt aus allen politischen Lagern einbrachte.
Im November 1990 wurde Fischer zum Nationalratspräsidenten gewählt und blieb es zwölf Jahre lang unter Einsatz all jener Stärken, die ihn stets ausgezeichnet hatten: Umsicht, Vorsicht und Fingerspitzengefühl in schwierigen Verhandlungen.