Washington - Das Schicksal von Nervenzellen im Gehirn ist vielleicht weniger endgültig als bisher angenommen. So genannte Vorläuferzellen behalten die Fähigkeit, verschiedene Typen von Nervenzellen zu produzieren, auch wenn diese Fähigkeit von einem bestimmten Zeitpunkt an unterdrückt wird. Das berichten amerikanische Wissenschafter im US-Fachblatt "Science" (Bd. 303, S. 56). Inwieweit diese Erkenntnisse genutzt werden könnten, um möglicherweise Selbstheilungsprozesse in Nervengewebe zu aktiveren, das nach einer Krankheit oder einem Unfalls geschädigt wurde, ist bisher unklar.

Sowohl bei Wirbellosen als auch bei Wirbeltieren wie dem Mensch verläuft die Entwicklung des zentralen Nervensystems in zeitlich streng festgelegten Schritten: Die Vorläuferzellen bilden zunächst eine Zeit lang einen bestimmten Zelltyp, dann schwenken sie auf eine andere Produktionslinie um und bilden für eine genau festgelegte Zeit ausschließlich diesen Typ und so weiter. Die Großhirnrinde bei Säugetieren wird auf diese Weise aus sechs Zelllagen aufgebaut.

Unterdrückte Fähigkeit

Bisher nahmen Wissenschafter an, dass diese zeitliche Abfolge nicht umkehrbar ist. Demnach hätten die Vorläuferzellen nie wieder auf frühere Produktionslinien umschwenken können. Carina Hanashima vom New York University Medical Center und ihre Mitarbeiter zeigten nun bei Experimenten mit Mäusen, dass die Fähigkeit der Vorläuferzellen nur unterdrückt, aber nicht verloren gegangen ist.

Verantwortlich dafür scheint ein Gen namens Foxg1 zu sein. Mäuse, denen dieses Gen fehlte, bildeten auch zu einem späteren Zeitpunkt in der Entwicklung wieder den zuerst produzierten Zelltyp. (APA/dpa)