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Ricardo Muti bei einer Probe zum Neujahrskonzert 2004 mit den Philharmonikern

Foto: APA/Pfarrhofer
Venedig - Die Entscheidung der RAI, erstmals seit 45 Jahren auf die Direktübertragung des Neujahrskonzerts zu verzichten, hat in Italiens Kulturszene lebhafte Polemiken ausgelöst; die RAI überträgt ein von Lorin Maazel dirigiertes Neujahrskonzert aus dem Teatro la Fenice. Auf dem Programm steht nur Musik italienischer Komponisten.

Der Corriere della Sera reagierte auf die Entscheidung mit einem fiktiven Gespräch zwischen Johann Strauß Vater und Sohn. In einem Interview sprach der Philharmonikervorstand Clemens Hellsberg von einer "überraschenden Entscheidung. Der Schritt der RAI ist auch deshalb unverständlich, weil Riccardo Muti dirigieren wird", so Hellsberg.

Der Programmchef von RAI und ehemalige Forza-Italia-Abgeordnete Fabrizio Del Noce begründete die Entscheidung mit der Notwendigkeit "nach all dieser Walzermusik für Abwechslung zu sorgen". Das Wien-Konzert wird von der RAI zeitversetzt um 13.45 Uhr ausgestrahlt.

Der Mailänder-Scala-Verein "Gli amici del Loggione" wirft nun RAI eine "Fehlentscheidung" vor. "Der RAI fehlt jeder Respekt vor Riccardo Muti", kritisiert man. Dagegen war Lorin Maazel sichtlich um eine Entschärfung der Polemiken bemüht: "Ich habe das Neujahrskonzert in Wien zehnmal dirigiert und werde im nächsten Jahr wieder dort sein. Es ist absurd, eine Rivalität zu konstruieren."

Der Intendant des Maggio Fiorentino, Giorgio Van Straten ärgert sich: "Warum überträgt die RAI nicht beide Konzerte und lässt die Zuschauer entscheiden?" Und der bekannte Regisseur Luca Ronconi: "Das Wiener Konzert ist wie der Panettone. Man kann schwer darauf verzichten." (Gerhard Mumelter/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. 12./1. 12. 2003)