Graz - Mit ihrer neuen Ausgabe liefert die Zeitschrift "Camera Austria" so etwas wie einen nachträglichen Katalog zur ersten Ausstellung in den neuen Räumen des Grazer Kunsthauses. Die Schau "Positionen japanischer Fotografie" fand im Rahmen des Schwerpunkts "Keep in Touch. Der soziale Gebrauch von Bildern" Anfang Oktober statt. Dokumentiert ist auch das Symposion, das die Ausstellung begleitet hat.

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Masafumi SANAI, aus: Hawaiii, 2003. DVD-Projektion. Co-Produktion: SANAYUMI / Masafumi SANAI & Yumiko ITOH. Courtesy: Camera Austria.

Foto: Camera Austria/Artist

Die Schau zeigte die Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die großteils einer Generation entstammen. Wie im Heft zu sehen ist, handelt es sich dabei um sehr unterschiedliche Arbeiten.

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Kisei KOBAYASHI, aus: Asian Japanese, 1991 – 2002. C-print, 28 cm x 20 cm. Courtesy: Camera Austria.

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So zeigt Tomoko Sawada Selbstportraits in schrillen Farben und modischem Outfit, hinter dem die Person schon fast verschwindet.

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Tomoko SAWADA, aus: COVER, 2002. Digitalprint, 90 cm x 215 cm. Courtesy: Camera Austria.
Purikula (eine Kurzversion des Japanischen "Purinto Kulabo") ist eine Art Fotoautomat, der es ermöglicht, von sich selbst Fotostickers zu entwerfen und zu drucken. Purikula-Automaten sind an sämtlichen Straßenecken quer durch Japan zu finden. Dieser Boom brach Mitte der neunziger Jahre vor allem unter Schulmädchen aus. Freunde oder Paare betreten den Purikula-Automat, der wie ein Passbildautomat funktioniert, und posieren für Fotos. Dann tauschen sie die Fotos untereinander aus um ihre eigene Sammlung als Stickerbuch anzulegen. Durch die fortgeschrittene Technik kann nun die gleiche Qualität wie bei herkömmlichen Fotos erzielt werden. Am Anfang betrug die Standardgröße 1,5 cm x 2 cm, mittlerweile kann jedoch zwischen unterschiedlichen Formaten ausgewählt werden. Purikula lieferte die Idee für die Serie "Cover".

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Tomoko SAWADA, aus: OMIAI , 2001. Farbfotografie in Folder, je 30 cm x 25 cm. Courtesy: Camera Austria.
OMIAI – Das arrangierte Heiratstreffen Es gibt eine alte japanische Tradition namens OMIAI, was soviel heißt wie arrangiertes Heiratstreffen. Wenn junge Frauen ins heiratsfähige Alter kommen, lassen sie in einem professionellen Fotostudio Porträts von sich in traditionellen Gewändern anfertigen und stellen eine Mappe mit Informationen über sich zusammen, Beschreibungen ihres Familienhintergrunds, ihres Bildungswegs, ihrer Hobbies, Leistungen und Interessen. Die Eltern tauschen diese Folder mit anderen Familien aus oder verteilen sie im Verwandtenkreis in der Hoffnung, einen passenden Bräutigam für ihre Tochter zu finden. (Auch die Männer stellen solche Folder zusammen.) Sind beide Parteien interessiert, wird für sie durch eine Mittelsperson ein Treffen arrangiert. Bei diesem Treffen ist die Mittelsperson anwesend, meist gemeinsam mit Vertretern beider Familien. Wenn das junge Paar Zuneigung zueinander empfindet, beginnt es sich zu verabreden, um sich besser kennenzulernen. Die endgültige Entscheidung über ihre Heirat treffen der junge Mann und der junge Frau selbst, sie suchen aber den Rat und die Zustimmung ihrer Eltern und der Mittelsperson.

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Rizako Suzuki präsentiert mit der Serie "Kumano" das Dokument einer Reise von Tokio bis nach Kumano, dem Ort seiner Kindheit.

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Risaku SUZUKI, aus: Kumano. Courtesy Camera Austria.

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Mika Ninagawa, die als Fotografin für Modezeitschriften arbeitet, stellt plakative und farbintensive Ausschnitte einer grellen Konsumwelt aus.

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Mika NINAGAWA, aus: A Piece of Rainbow (of recent works), 2001. Courtesy: Camera Austria.

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Mika NINAGAWA, aus: A Piece of Rainbow (of recent works), 2001. Courtesy: Camera Austria.

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Weitere Arbeiten stammen von Mao Ishikawa, Keizo Kitajima, Kisei Kobayashi, Sakiko Nomura, Masafumi Sanai und Kyoichi Tsuzuki.

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Sakiko NOMURA, aus: KURONEKO, 2002. SW-Fotografie, 18 cm x 12 cm. Courtesy: Camera Austria.

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Die Ausstellung war ein großer Erfolg: Mehr als 28.000 Besucher zeigten ein reges Interesse an japanischer Fotografie der Gegenwart. "Das bestärkt uns in unserem Vorhaben, durch unsere Projekte eine Befragung zeitgenössischer Kultur über den Bereich Kunst hinaus in Gang zu halten und die kritische Beobachtung kultureller Entwicklungen fortzuführen", erklärte "Camera Austria"-Chefin Christine Frisinghelli im Vorwort des neuen Heftes. (APA)

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Keizo KITAJIMA, aus: PORTRAITS + PLACES. DVD-Projektion, 2003. Courtesy: Camera Austria.

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Mao ISHIKAWA, aus: Hinomaru, 1999, Teil der Werkgruppe: Okinawa Soul, 1985 – 2003, Courtesy: Camera Austria
Kan Pu Jun (79) war ein ziviler koreanischer Kriegsarbeiter, der im 2. Weltkrieg verwundet wurde und heute in Japan lebt. Er wurde von der japanischen Kriegsmarine zur Arbeit gezwungen und verlor sein rechtes Auge und seinen rechten Arm. "Jedesmal wenn ich die Hinomaru sehe, stehen mir alle Körperhaare zu Berge. Diese Flagge ist der Erzfeind. Friss Scheiße, sage ich zu ihr." Mit seiner Frau Li Kei Sun (72). (Shiga, 14. August 1999)

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Link: Camera Austria

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Kyoichi TSUZUKI, Catfight Cuties, aus: Universe for Rent, 1993 – 2001. Digitalprint, 100 cm x 124 cm. Courtesy: Camera Austria. Im Wohnviertel Mitaka ein paar Treppen hochsteigen und eine Tür öffnen: In einem Einzimmerapartment mit Kompaktbad ringen zwei schöne, nahezu nackte Frauen miteinander. Die Miete beträgt 68.000 Yen. Die Hausherrin arbeitet in einem Sexshop in Koenji, und tut sich gelegentlich mit ihrer Freundin zusammen, um irgendwo in der Stadt als Catfight-Duo aufzutreten. Auf der Bühne kämpfen sie leidenschaftlich in selbstdesignten Kostümen, dass die Klamotten und Perücken zur Freude hingerissener Zuschauer verrutschen. Zweifellos sind es weniger irgendwelche Grifftechniken als das nackte Fleisch, das die Zuschauer anzieht, denn die Mädchen trainieren nicht viel. "Es ist ermüdend und tut weh", sagen sie. Ihr Teamname "Monguri" ist eine Kombination aus "monzetsu" (in Ohnmacht fallen) und Klitoris. Wow.

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