<b>Pressestimme:</b> Ferrero-Waldners Drang zu Höherem
Sueddeutsche: Rechtzeitige kirchliche Ehe-Annullierung erwirkt - ÖVP führt "Gott wieder auffällig häufig im Mund"
Redaktion
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München - "In der Welt der Diplomatie geschieht nichts
absichtslos. So erweist sich gar als Akt politischer Weisheit, dass
Österreichs Außenministerin Benita Ferrero-Waldner nach langen
zivilen Ehejahren mit ihrem Mann Francisco Ferrero Campos zu
Weihnachten doch noch vor den Traualtar getreten ist. Zuvor war die
erste Ehe des Gatten kirchlich annulliert worden. Ein Akt, der
zumindest in früheren Zeiten in etwa so leicht zu haben war wie eine
Heiligsprechung", schreibt die "Süddeutsche Zeitung" am Montag zum
bevorstehenden österreichischen Präsidentschaftswahlkampf.
Segen
"Nun erhofft sich die Österreichische Volkspartei, dass davon
etwas zum Segen der ganzen Republik abfällt. (...) Für diese
Kandidatur ist der fromme Eheakt höchst bedeutsam. Denn Amtsinhaber
Thomas Klestils redliches Bemühen um moralische Autorität hatte
ausgerechnet an einer ehelichen Affäre schwer Schaden genommen. Die
ÖVP, die Gott neuerdings wieder auffällig häufig im Munde führt, will
da diesmal blitzsauber starten..."
Willenlos
Ferrero-Waldner gelte als "politisch nahezu willenloses Werkzeug
des Bundeskanzlers", heißt es in dem Kommentar. "Würde sie also
Anfang April (zur Bundespräsidentin, Anm.) gewählt, so geriete aus
der Sicht argwöhnischer Bürger Österreichs gesamte Staatsspitze in
ein und dieselbe Hand - in die Wolfgang Schüssels nämlich. Der
Bundespräsident Österreichs ist jedoch eine mächtige Figur. Wegen der
Ausgewogenheit wünschen sich viele da doch lieber den
sozialdemokratischen Kandidaten Heinz Fischer, den letzten aus Bruno
Kreiskys Zeiten herüber ragenden 'Roten' der Republik, als neues
Staatsoberhaupt."
Venus
Schon jetzt höre man im Umkreis des Regierungschefs, "auch mit dem
als entschlussschwach durchschauten 'roten' Fischer könne es nur
angenehmer werden als mit dem 'schwarzen' Klestil. Als wäre die
eigene Kandidatin Ferrero-Waldner schon abgeschrieben. (...)
Österreichs Medien tragen der präsumtiven Kandidatin einiges nach:
Als beim turbulenten G-8-Gipfel in Genua harmlose Wiener Theaterleute
für Wochen in italienischer Haft landeten, vermochte Ferrero nichts
Kritikwürdiges daran finden. Als aber ein österreichischer Polizist
im Kosovo als prügelnder Rechtsbrecher aufflog, entzog ihn Wien
sofort gesetzeswidrig der UN-Justiz. Alles im Zeichen der Venus",
schreibt die "Süddeutsche Zeitung". (APA)
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