Wien - Mit den noch unabsehbaren Folgen des Finanzskandals um den italienischen Nahrungsmittelriesen Parmalat - die Rede ist bereits von einem "europäischen Enron" - muss sich auch der niederösterreichische Molkereikonzern NÖM AG, an dem der italienische Nahrungsmittelkonzern 25 Prozent und eine Aktie hält, herumschlagen.

Unabhängig von der Frage offener Forderungen - die allerdings nur als gering beziffert werden - wurde am Montag seitens der NÖM beruhigt: "Die Auswirkungen auf das operative Geschäft sind gleich Null", so Vorstand Alfred Berger. Die Lieferungen von Rohmilch an Parmalat wurden - wie berichtet - bereits vergangene Woche eingestellt, da die NÖM nur noch gegen Vorauszahlung bzw. Sicherheiten liefern wollte.

35 Millionen Kilo Rohmilch

Die Rohmilch aus Österreich, rund 35 Millionen Kilo pro Jahr, wird nun wieder auf dem Spotmarkt verkauft, so Berger. Diese Rohmilchlieferung an Parmalat umfasste damit rund ein Zehntel der Menge, die die NÖM pro Jahr verarbeitet. Veredelte (also verarbeitete) Milchprodukte, die für den italienischen Konzern hergestellt wurden, machten im Umsatz der NÖM "weniger als ein Prozent aus". Die wenigen Parmalat-Erzeugnisse, die in den heimischen Supermarktregalen zuletzt noch zu finden waren - darunter etwa Tomatenmark - werden über das oberösterreichische Nahrungsmittel-Unternehmen Ed. Haas vertrieben.

Beim NÖM-Mehrheitseigentümer Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien will man vorerst keine weiteren Schritte setzen, sondern abwarten, bis sich die Lage geklärt hat. Bis Ende Jänner werde mit Sicherheit klar sein, ob eine Insolvenz bei Parmalat vermieden werden kann oder eben nicht - und das würde dann "entsprechende Maßnahmen von Seiten Raiffeisen" auslösen, sagte Holding-Vorstandschef Erwin Hameseder im ORF-Mittagsjournal. Vorwürfe macht sich Hamesender nicht: Parmalat sei als börsenotiertes Unternehmen ständig unter Beobachtung auch durch internationale Ratingagenturen gestanden. Bis Oktober sei überhaupt nichts aufgefallen, was in die jetzige Richtung gedeutet hätte.

Rückkauf

Konkret würde die Raiffeisen Holding - wie mehrfach berichtet - im Insolvenzfall das Aktienpaket zurückkaufen. Zu Vermutungen, wonach Raiffeisen im Bankbereich Abschreibungen bei Parmalat vornehmen muss, äußerte sich am Montag RZB-Chef Walter Rothensteiner auf Anfragen nicht. Ein Rückkauf des Aktienpakts der Italiener an der NÖM wäre ausschließlich Sache der Niederösterreicher, so Rothensteiner bei einer Pressekonferenz.

Die Sperrminorität an der NÖM war im Juli 2002 nach langen Verhandlungen und Prüfungen mehrerer anderer Partnerschaften an Parmalat verkauft worden. Zuvor war die NÖM selbst mit einem harten Sanierungskurs zurück in die schwarzen Zahlen gebracht worden, nachdem das österreichische Unternehmen zwischen 1994 und 1998 Verluste geschrieben hatte. Laut "profil" hatten die Italiener vor eineinhalb Jahren 30 Mio. Euro für die NÖM-Beteiligung bezahlt. (APA)