Rom - In einigen italienischen Städten dauert der unangemeldete Streik im Nahverkehr an. Obwohl Innenminister Giuseppe Pisanu am Sonntag mit Klagen gegen jene Bediensteten der lokalen Verkehrsgesellschaften gedroht hatte, die trotz der Einigung zwischen Regierung und Gewerkschaften um den neuen Vertrag die Arbeit niederlegen, streikten die Busfahrer in Genua und Trient am Montag weiter. In Genua sind seit Samstag keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr unterwegs.

Nachdem am Wochenende in Dutzenden italienischen Städten, darunter Mailand, Rom, Florenz und Bologna, die öffentlichen Verkehrsmittel ganz oder fast ganz still standen, schien sich die Lage am Montag in Rom und Mailand vorerst normalisiert zu haben. Um weiteres Chaos in der Weihnachtswoche zu vermeiden, hatte der Innenminister die Polizeichefs am Sonntag zur "gesetzlichen Einberufung" der Bediensteten der lokalen Verkehrsgesellschaften aufgefordert. Sie sind somit zur Arbeit gezwungen, wollen sie ein Strafverfahren vermeiden.

Tarifabschluss

Die Streikwelle am Wochenende richtete sich gegen den Tarifabschluss für die insgesamt rund 100.000 Beschäftigten im Nahverkehr. Gewerkschaften und Regierung hatten sich am Samstag nach monatelangem Streit auf Gehaltserhöhungen von 81 Euro pro Monat und eine Einmalzahlung von knapp 970 Euro geeinigt, was von den Arbeitnehmern als unannehmbar bezeichnet wurde. Trotz der Opposition der Gewerkschaften hatten die Bediensteten am Sonntag beschlossen, den "wilden Streik" fortzusetzen.

Die Gewerkschaften zeigten jedoch Verständnis für die Streikenden. "Das öffentliche Verkehrssystem steht vor dem Zusammenbruch, der Staat kümmert sich nicht darum", erklärte der Chef des stärksten Gewerkschaftsverbands des Landes, Cgil, Guglielmo Epifani.

Protest im Nahverkehr weitet sich aus

Der Protest im italienischen Nahverkehr weitete sich am Montag erneut aus. Auch in Bologna, Siena und Modena standen die öffentlichen Verkehrsmittel still. Die Bediensteten der lokalen Verkehrsgesellschaften forderten damit die Regierung heraus, die am Sonntag mit strengen Strafmaßnahmen gegen jene Arbeitnehmer gedroht hatte, die den Dienst nach der scharfen Protestaktion am vergangenen Wochenende nicht wieder aufnehmen würden.

In Mailand und Rom waren die Verkehrsmittel normal unterwegs. Aus Angst vor Streikaktionen fuhren mehr Menschen als sonst mit dem Auto zur Arbeit, was Verkehrsprobleme verursachte. In Venedig waren wesentlich weniger Vaporetti als sonst unterwegs. Auch auf dem Festland mangelte es an Bussen.

(APA)