Über Mangel an Turbulenzen konnte der Salzburger Residenz Verlag nie klagen - weder im Jahr seiner Gründung, 1956, noch heute, dem Tag an dem diese Salzburger Institution mit österreichweiter Bedeutung zum dritten Mal in seiner knapp 50-jährigen Geschichte verkauft wurde. Am Anfang des Residenz Verlags steht der Name Wolfgang Schaffler. Dieser hatte die bedeutendsten österreichischen Autoren an sich gebunden, bahnbrechende Kunstbände herausgebracht sowie sich intensiv um das künstlerische und kulturelle Erbe Salzburgs bemüht.

Schaffler hatte nach dem Krieg den "Festungsverlag" gegründet, in dem auch Gerd Bacher eine seiner frühen Karrierestationen absolviert hatte. Mit Büchern wie "A Little English" waren es praktische Ratgeber, mit denen Schaffler die ersten Erfolge eingefahren hat. 1956 gründete Wolfgang Schaffler dann den Residenz Verlag. Von Anfang an bewies er kaufmännisches und verlegerisches Geschick und nahm Autoren wie Peter Handke, H.C. Artmann, Thomas Bernhard, Gert Jonke, Barbara Frischmuth und Gerhard Amannshauser unter Vertrag und verkaufte weltweit die Lizenzen an diesen Büchern. Darüber hinaus erschienen im Residenz-Verlag Monographien über bedeutende Künstler und Architekten der österreichischen Moderne - wie Egon Schiele, Otto Wagner, Josef Hoffmann oder Adolf Loos.

Mitte der 80er-Jahre verkaufte Schaffler aus Altersgründen den Verlag, stand ihm jedoch bis zu seinem zu frühen Tod im Jahr 1989 als Konsulent zur Seite. Um den Bestand zu sichern, gab er bewusst einem österreichischen Interessenten, dem Österreichischen Bundesverlag, den Zuschlag. Jochen Jung, Schafflers langjähriger Lektor, wurde Geschäftsführer und blieb es bis zu seiner Ablöse durch Martina Schmidt Jahr 1998. Doch die Krise, die viele künstlerisch orientierten "elitären" Verlage seit den frühen 90er-Jahren erfasst hatte, ging auch am Residenz-Verlag nicht spurlos vorüber. Der Verlag konnte dennoch kontinuierlich weiterarbeiten und sein Programmprofil in den Sparten Literatur, Musik und Theater weiter pflegen - so entstanden u.a. durch die Zusammenarbeit mit dem Burgtheater in Wien Bücher über Peter Zadek und Luc Bondy oder Klaus Maria Brandauer.

2002 wurde der Österreichische Bundesverlag privatisiert und an die Klett Verlagsgruppe in Stuttgart verkauft - somit wechselten der Residenz Verlag im Paket mit dem Wiener Deuticke Verlag und dem Verlag Christian Brandstätter ihren Besitzer. Klett ist vor allem am lukrativen österreichischen Schulbuch-Verlagssegment interessiert, muss - so wie etwaige spätere Eigentümer - den Bestand der drei Publikumsverlage bis 2007 garantieren.

Seit Monaten wurde verhandelt, und seit dem 19. Dezember ist es offiziell: Allen Vermutungen zum Trotz ist es nicht der deutsche Eichborn-Verlag, sondern ein Vertreter des Niederösterreichischen Pressehauses, der seine Unterschrift unter den Kaufvertrag für den Residenz Verlag gesetzt hat. Für die Pressesprecherin des Residenz Verlages, Barbara Brunner, ist das eine Chance, dass der Salzburger Verlag optimistisch in die Zukunft blicken kann. (APA)