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Außer Wertung: Die Ergüsse der Casting-Shows

Deutschland suchte den Superstar und fand statt dessen Alexander Klaws (tragical in itself). Das interessiert hier aber ebenso wenig wie das "Popstars"-Bootcamp oder Trittbrettfahrerformate wie "Starsearch" und "Fame Academy" - ganz zu schweigen von dem abstoßenden Vermarktungskreislauf, den der sich selbst befriedigendste Sender des deutschen Sprachraums zwischen "Productplacementmania", "25" und anderen Vehikelsendungen entsponnen hat.

Warum? Gibt einfach schon zuviel davon - die produzierten "Stars" und ihre Darbietungen würden selbst eine hundertstellige Ansichtssache von vorne beginnend komplettemang zukleistern ... ok, bis auf unseren Platz 1. Der ist wirklich ununterbietbar.

Foto: Archiv

11) The Rasmus: "Dead Letters"

Wie sangen einst Viele Bunte Autos während der Neuen Deutschen Welle:

"Liliputaner in Kriegsbemalung
schlichen in den nahen Wald
spielten noch Indianer
waren doch schon viel zu alt ..."

10) Britney Spears: "In the Zone"

Britney ist zurück - und nicht mehr so viele haben es bemerkt wie anno dunnemals. Weil inzwischen die Klone an der blonden Stammzelle erfolgsmäßig vorbeigezogen sind und das neue Opus nicht so recht zünden will, muss eben PR-mäßig ein bisschen nachgebuttert werden: Erst wird Madonna abgeschlabbert, dann eine "Spontan-Ehe" eingegangen, im Vergleich zu der der "skandalöse" Kuss noch lange dauerte. - "In the Twilight Zone" wohl ... Abenddämmerung für Britney.

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9) DJ Ötzi: "Burger Dance"

Ernährungsberatung von Österreichs Pop-Aushängeschild im Ausland:

"OK, wir nehmen die Hände über den Kopf und machen ein Dach daraus und schreien "Pizza Hut!" - "PIZZA HUT!!" - Jawoll, und jetzt wackeln wir mit den Armen rechts und links so wie mit den Chickenwings und schreien "Kentucky Fried Chicken!" - "KENTUCKY FRIED CHICKEN!!" - Und jetzt malen wir ein großes M in die Luft, mmmah! "Mc Donald's!" - "MC DONALD'S!!" - Lauter!"

Zu jenseitig, um es weiter vorne zu reihen. Doch mit Spannung warten alle "Tausche Familie"-SeherInnen darauf, was "Little DJ Ötzi" daraus machen wird ...

Foto: Archiv

8) Jennifer Lopez: Gesammelte Werke

Jenni quälte uns dieses Jahr mit mehren Singleauskoppelungen aus ihrem Ende 2002 erschienen Album "This is me... then". Gab es bei ihrem vorhergehenden Release, dem Remix-Album "J to Tha L-O", noch einzelne erhellende Momente, machten die neuen Nummern und vor allem die zu "I’m Glad" und "All I have" gehörigen Videos derart schlechte Laune, dass sie dieses Jahr einfach in unserer Sh..-List auftauchen muss: Der miese Sound, die eitlen Blicke in die Kamera, das schreckliche Make-Up... mach doch mal Hochzeitsreise, Jenni, vielleicht für die nächsten zehn Jahre?

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7) Ozzy & Kelly Osbourne: "Changes"

Die zweite Superschmalzballade nach dem vorjährigen "Dreamer" wirft vor allem eine Frage auf: Welchem Tier kann man dazu noch den Kopf abbeißen?
a) einer Seegurke
b) einem Schokohasen
c) einer langsam wachsenden Koralle?

Nichtsdestotrotz: Die besten Genesungswünsche an Ozzy!

Fotos: Reuters/Hird

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6) Xavier Naidoo, immer und immer wieder

Face it: Frater Weltschmerz gehört einfach in jede Schlechtestenliste. Wirft ja auch jedes Jahr genügend Zündstoff auf den Markt. Besonders übel nahmen wir es ihm 2003, dass er sich per "Rio Reiser"-Sampler sogar in unsere CD-Regale stahl. - Glaube und Liebe, Pathos und Predigt - wir plädieren für voreheliches Gesangsverbot.

Foto: APA/Gindl

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5) Jet: "Are you gonna be my girl?"

In den 70ies war die Welt noch in Ordnung. Mann zwängte sich in zu enge Jeans, ließ sich die Haare fettig runter hängen und war trotzdem der King of the Universe. Money auf honey zu reimen galt nicht als Sünde, und die Frauen, ach die Frauen: Die brauchten keine Moneten, weil sie einfach so klasse aussahen und das Tauschgeschäft Sex gegen Geld affengeil lief.
Die australischen Neo-Alt-Rocker von "Jet" dürften ganz genau aufgepasst haben, als ihnen ihre Papas von der wundersamen Zeit erzählten, in der sie noch rockten und die rehäugigen Frauen die Hüften schwangen. Ansonsten ließe sich Text und Gestus ihrer ersten Single "Are you gonna be my girl?" wohl kaum erklären: Frau komm her, du schaust so super aus, aber oh nein, du bist ja mit einem anderen Mann da ... Ich möchte aber, dass du mir gehörst,... und Gott hat "yeah" geschrien, bevor er dich zu den Erdenmännern ließ. Aber willst du nicht vielleicht doch mit mir?

Kürzlich sprachen wir noch davon, dass es mit dem Hetero-Mann jetzt eigentlich aufwärts gehen würde...

Foto: Archiv

4) Der Saturn-Werbejingle "Geiz ist geil"

1) ist Geiz so geil wie Liebe nach Langos-Essen

2) war das Bruce & Bongo-Original "Geil" aus den 80ern schon eine heftige Zumutung und

3) reicht die Verbindung beider Missstände wohl noch nicht aus, nein, es muss auch noch ein Kinderchor from hell das Ganze singen.

Smash the radio!

Foto: Der STANDARD/Semotan

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3) Sasha alias Dick Brave & the Backbeats: "Walk this way"

Als alterndes Teenie-Idol hat man's auch nicht leicht. Der deutsche Sänger Sasha versuchte der Krise zu entkommen, indem er sich neu inkarnierte: Als "Dick Brave & the Backbeats" macht er Lo-Fi-Rockabilly im Stil der 50er, erzählt in Interviews Braves fiktive Lebensgeschichte und coverte nicht nur Run-DMCs "Walk this way", sondern auch gleich das dazugehörige Video: Von jenseits der durchbrochenen Wand quillt in dem Fall die staunende "Jugend von heute" und lässt sich von der rockenden Kraft der diesseits jammenden Backbeats mitreißen. Ähm?

Foto: Reuters/Bensch

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2) Curse: "Und was ist jetzt"

Erst mit Enttäuschung, dann aber doch mit Erleichterung festgestellt, dass die betreffende Zeile doch nicht "seh ich aus wie ein Klo", sondern "seh ich aus wie ein Klon" lautet. Wie auch immer: Die zum Trend hochgeputschte Mischung aus deutscher Sprache und R'n'B/HipHop funktioniert bei dem Mann, der eher wie ein singender Buchhalter aussieht, noch weniger als bei Naidoo. Besonders lobende Erwähnung für das dazugehörige Video, in dem Curse verlassen im Nobelrestaurant sitzt und seinen Tisch anrappt bzw. -keift. Wer denkt sich nur sowas aus?

Foto: Archiv

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1) Alf Poier: "Weil der Mensch zählt"

Und während einige noch immer dem Traum von der "intelligenten Satire" nachhängen, mussten wir uns von einem scheinbar unumstößlichen Naturgesetz verabschieden. Bislang lautete das oberste Gesetz des freien musikalischen Falls stets: Nach unten gibt es keine Grenze. 2003 sind wir aufgeschlagen.

Foto: Reuters/Demianchuk