Wie berichtet, verblödet die Menschheit. Die Maßeinheit der zeitgenössischen Verblödung ist die Quote. Sie ist aber auch das Ei jener Henne, wo man nie genau weiß, ob es nicht doch schon vor ihr da war. Denn es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder ist die Quote die Mutter der Verblödung oder sie ist ihr Kind.

Auf das servicemäßige Verblödungsinstrumentarium TV übertragen hieße das: Entweder das Fernsehprogramm wird immer schwachsinniger, um sich der bereits beträchtlichen Blödheit der Zuseher anzupassen. Oder wir Zuseher werden immer blöder, um im Placeboeffekt jenem schwachsinnigen Programm gerecht zu werden, das uns a priori für blöd verkauft.

Wenn wir nun noch den Faktor Geld ins Spiel bringen, so gilt: Was Quote schafft, wird gesendet. Je blöder das Programm, desto mehr Menschen schauen zu, desto reicher werden die Blödmacher. Oder umgekehrt: Je blöder die Menschheit, desto höher die Einschaltquote des Schwachsinns, desto reicher werden die Blödmacher, desto ärmer werden wir Konsumenten im Geist.

Früher bedeutete abschalten: abdrehen. Heute heißt abschalten leider immer öfter: fernsehen. (DER STANDARD, Printausgabe vom 15.12.2003)