Wien - Ein Zwillingsbrüderpaar ist laut Polizei für drei Postamtsüberfälle in Wien-Liesing verantwortlich.

Die 21 Jahre alten Männer nutzten ihr fast identisches Aussehen, um Zeugen und Ermittler an der Nase herumzuführen. Nach ihrem letzten Coup am Donnerstag, wurden die Verdächtigen hintereinander geschnappt, berichtete der stv. Leiter der Kriminaldirektion 1, Dr. Hannes Scherz.

Fluch mit dem Fahrrad

Der erste Raub fand am 27. Juni im Postamt 1236 in der Willergasse statt. Der bewaffnete Täter entkam mit geringer Beute, aber völlig unerkannt. Nach dem zweiten Überfall - am 7. November auf das Postamt 1237 in der Breitenfurter Straße - sahen Zeugen einen Mann mit einem Fahrrad flüchten. Diese Beobachtung hat wesentlich zur Aufklärung der Raubserie beigetragen. Nachdem am Donnerstag, das Amt in der Breitenfurter Straße zum zweiten Mal überfallen worden war, ersuchten die KD 1-Ermittler der Gruppe Unger die Sicherheitswache, nach einem Verdächtigen am Fahrrad zu suchen.

Kein Geld - keine Waffe

Wenig später wurde in einem Waldstück in der Nähe des abgelegenen Postamts ein Radler festgenommen. Der 21-jährige Mann hatte aber weder die Tatwaffe - eine Softgun, wie sich herausstellte - noch das Geld bei sich.

Erfolglose Suche nach dem Geld

Nach anfänglichem Leugnen legte der junge Wiener dennoch ein Geständnis ab. Der schon zum zweiten Mal vom gleichen Täter überfallene Postler bestätigte bei der Gegenüberstellung eine gewisse Ähnlichkeit des Verdächtigen mit dem - mit Kapuze, Schirmkappe und Tuch über dem Mund maskierten - Räuber. Der 21-Jährige und die Kripo suchten daraufhin stundenlang nach der angeblich im Wald versteckten Beute - erfolglos.

Genauer Plan

"Am Ende hat der Verdächtige zugegeben, dass nicht er, sondern sein Zwilling die Postämter überfallen hat", sagte Scherz. Für die "Logistik" war er selbst zuständig: Er brachte seinem mit einem Rad vom Tatort geflüchteten Bruder zu einer vereinbarten Stelle nur wenige hundert Meter vom jeweiligen Postamt entfernt Kleidung und Schuhe zum Wechseln. Während der neu eingekleidete Räuber dann seelenruhig und unterkannt mit der Beute zur nächsten Bushaltestelle marschierte, machte sich Christian mit dem Rad davon.

Schulden: Mietrückstände und Handyrechnungen

Motiv der arbeitslosen Brüder waren durch Mietrückstände und Handyrechnungen entstandene Schulden, sagte Scherz. Die Beute aus dem letzten Coups - rund 2.000 Euro - und die Softgun sind im Keller der Wohnung gefunden worden. Die Polizei prüft, ob die Verdächtigen für weitere Straftaten in Frage kommen. Hinweise an die KD1 (Journal) unter 313-46/36070. (APA)