"Sie haben Glück, bis vor zwei Tagen konnte kein einziges Wasserflugzeug starten oder landen." Die Ankunft im Paradies stellt man sich normalerweise anders vor. Auf den Malediven spielt das Wetter gerade wieder einmal verrückt. Der Flug mit dem Maldivian Air Taxi gerät zur Rüttelpartie, der Anflug ist buchstäblich atemberaubend, sowohl wegen des Blicks von oben auf die kleinen, smaragdgrünen Flecken als auch wegen der Sturmböen und Regengüsse, die einander ablösen.

Foto:www.oneandonlyresorts.com

Ankunft in Kanuhura: Am Landesteg wartet ein kleines, durch wasserundurchlässige Kleidung seltsam entstellt anmutendes Grüppchen auf die Ankömmlinge. Es schüttet immer noch in Strömen. Wirklich dramatisch nimmt das dort trotzdem keiner. Was soll's? Es hat 30 Grad Außentemperatur und 28 Grad im Wasser, die Korallenfische sind da und die Poolbar ebenso. Geht man für seinen "Lhaviyani Sunset" eben unter das strohgedeckte Dach und schaut nach draußen. Dort sitzt man auf Korbsesseln und gräbt die Zehen in den Sand. Der wurde hier hereingetragen, um in der Bar einen besonderen Akzent zu setzen. Ansonsten dominiert Teakholz.

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Kanuhuras One & Only zählt zu den besten Luxushotels der Welt. Den eigenen, durch Pflanzenbewuchs nicht einsehbaren Strandabschnitt nimmt man spätestens ab dem dritten Tag als Selbstverständlichkeit. Die Bungalows mit den Natursteinbadezimmern samt Marmorbadewanne und Freiluftdusche wiederum sind und bleiben etwas Besonderes. Und wenn man, gleich, zu welcher Tageszeit, bei der Rückkehr zum Bungalow bemerkt, dass schon wieder zusammengeräumt wurde, wird einem so viel Luxus, gepaart mit Zurückhaltung, doch etwas unheimlich.

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So ein Regenguss ab und zu hat jedenfalls auch sein Gutes, er wäscht die von den luxuriösen Annehmlichkeiten verklärten Sinne rein, und man wagt den einen oder anderen Blick hinter die Kulissen. Ein Blick in die Abläufe eines Luxushotels etwa. Einmal pro Woche legt ein Schiff aus Australien an und bringt Nahrungsmittel. Qualität und Zuverlässigkeit haben oberste Priorität. Sri Lanka, nur eine Flugstunde entfernt, hat, was die Qualität der Lebensmittel betrifft, zumindest gegenüber Kanuhura eindeutig das Nachsehen.

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Frisches Wasser gewinnt jede der zu touristischen Zwecken genutzten Koralleninseln im Indischen Ozean mit einer Salzwasseraufbereitungsanlage, rund 200 Inseln sind insgesamt bewohnt. Die Abwässer werden durch eine Kläranlage gereinigt. Bevorzugter Standort all jener Einrichtungen sind entweder die Inselmitte oder der infrastrukturell abgelegenste Teil.

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280 Mitarbeiter aus 23 Nationen sorgen im One & Only Resort Kanuhura für das Wohl ihrer Gäste. Sie scheinen es gern zu tun, wenngleich die Malediven unter Hotelbediensteten - so absurd das klingen mag - als eher schwierige Bleibe gelten. Alle zwei bis drei Monate leisten sich zumindest die Hotelmanager eine kurze Auszeit, andernfalls droht Lagerkoller.
Kaum zu glauben, denn auf Kanuhura folgt auf jeden Regen bald Sonnenschein. Die Güsse sind zwar heftig, dauern aber höchstens zehn Minuten, in den Wintermonaten wird man selbst davon eher wenige erleben.

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Jedes Eiland, und sei es klein wie jenes im Lhaviyani-Atoll gelegene Kanuhura, nämlich einen Kilometer lang und gerade 200 Meter breit, besitzt immer auch eine weniger attraktive Seite. Das ist der Ort, an dem Arbeiter im Wasser stehen und ein Generator dröhnt. Die 19 Atolle mit ihren rund 1200 kleinen Inseln sind geologisch äußerst lebendige Gebilde. Selten höher als zwei Meter, drohen die Inseln von Flutwellen überspült zu werden. Also greift der Mensch ein, holt vom Meeresboden Sand und schüttet auf. Damit das Naturparadies gewahrt bleibt. Ob diese Korrektur ganz ohne Folgen bleibt? Niemand weiß es, alle hoffen es.

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Zumal die Malediven als touristisch ausbaufähig gelten. Mittlerweile kommen mehr als 460.000 Besucher im Jahr, auf circa 90 der Inseln stehen Hotels. Staatspräsident Maumoon Abdul Gayoom verwaltet sein Land sehr clever - die Hotelinseln sind allesamt verpachtet und unterliegen strengen Umweltkontrollen, Ausverkauf von Grund und Boden findet somit nicht statt: Ob das auch die Nachfolger des vor kurzem für eine sechste fünfjährige Amtszeit gewählten Staatsoberhaupts beibehalten werden, ist aber keineswegs gewiss.

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Auch in dem Postkartenidyll regt sich bisweilen Unzufriedenheit. Von den westlichen Medien weit gehend unbeachtet, protestierten Mitte September Häftlinge gegen die Folterpraxis der Gefängnisbehörden, durch die angeblich vier Menschen starben. Tagelang zogen auf Male statt Touristen Demonstranten durch die Straßen, skandierten Parolen und warfen Steine.
Einen Monat später bescherten 90,3 Prozent der rund 130.000 Stimmberechtigten dem Staatschef einen eindrucksvollen Triumph. Ein Votum für Stabilität, weniger für funktionierende Demokratie: Gayoom ging aus vier mehr zum Schein aufgestellten Mitbewerbern als klarer Sieger hervor.

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Von all dem bekommt der Urlauber nichts mit, wenn er nicht will. Er zieht bei seiner Ankunft die Schuhe aus und bis zur Abreise nicht mehr an. Er lässt sich von seinem ganz persönlichen Butler jeden Morgen die vor seinem Bungalow platzierte Strandliege mit Blick aufs Meer herrichten. Ein Ritual übrigens, das sehenswert ist: Das zusammengerollte Handtuch wird am Kopfende des mit einer dünnen Matratze unterlegten Bettes drapiert. Sonnenhungrige müssen nur noch mit einem Fingertippen die perfekt vorbereitete Arbeit des Butlers vollenden. Kurzum: Der Gast kümmert sich um überhaupt nichts.

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Am ehesten noch beschäftigt ihn das Drama unter Wasser, denn die verheerenden Folgen von El Nino sind auch fünf Jahre danach deutlich sichtbar. Während mehrerer Wochen stieg die Meerestemperatur damals auf bis zu 36 Grad an, viel zu warm für die Korallen. Auch rund um Kanuhura gleicht der Meeresboden einer grauen Steinwüste, wenn auch da und dort eine Erholung deutlich sichtbar ist. Einzelne Korallenstöcke mit unzähligen Fischen ragen dann hervor.

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Selbst der neugierigste, fürwitzigste Besucher vergisst letztlich alles, wenn er erst im Wellnessbereich von Kanuhura gelandet ist. Die maledivische Massage lässt keine Wünsche offen. Außer vielleicht den einen, der sich regelmäßig zwischen Innenhand- und Kopfbehandlung einstellt: Möge sie nur niemals enden.

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Sie tut es freilich doch, und wie um die Trauer darüber zu erleichtern, wird man inmitten duftender Räucherstäbchen und meditativer Klänge mit wohlig-warmem Ingwertee versorgt. Nichtstun auf höchstem Niveau.

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Dabei stören Regenwolken am Himmel keineswegs. Und nach dem Tee? Geht man eben wieder für einen "Lhaviyani Sunset" unters Strohdach.

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Info:
One & Only Kanuhura, Lhaviyani Atoll,
Malediven, Tel.: 00960/23 00 44;
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(DerStandard/rondo/Doris Priesching/12/12/03)

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