Kirk Kerkorian wirft Jürgen Schrempp "klassischen Betrug" vor.

New York - Der Vorstandschef des deutsch-amerikanischen Autoherstellers DaimlerChrysler AG, Jürgen Schrempp, sagte am Mittwoch, seine Bemerkungen in einem Zeitungsinterview vor drei Jahren über den Zusammenschluss von Daimler-Benz und der Chrysler Corporation seien von den Medien "völlig falsch" interpretiert worden. Er sei entsetzt darüber gewesen, habe jedoch nichts zur Richtigstellung unternommen, sagte Schrempp am zweiten Tag seiner Aussagen vor dem Bezirksgericht in Wilmington (US-Staat Delaware).

Betrugsvorwurf

Der Zusammenschluss mit einem Wert von 36 Mrd. Dollar (29,4 Mrd. Euro) zum weltweit fünftgrößten Automobilhersteller wurde 1998 vollzogen.

In dem Verfahren geht es um den Betrugsvorwurf des Großaktionärs Kirk Kerkorian, 86, der mehr als eine Milliarde Dollar Schadenersatz fordert. Er fühle sich vom DaimlerChrysler-Management und Schrempp betrogen, weil sie den Zusammenschluss als Fusion unter Gleichen dargestellt hätten, obwohl es eine Übernahme gewesen sei. Nach Darstellung der "Financial Times" hatte Schrempp in dem Interview den Zusammenschluss aus "psychologischen Gründen" als Fusion unter Gleichen beschrieben.

Falsche Interpretation

Diese Interpretation sei falsch gewesen, sagte er im Kreuzverhör. Die Schlagzeile, er habe niemals eine Fusion unter Gleichen angestrebt, decke sich nicht mit dem, was er gesagt habe, so Schrempp weiter. Eine Richtigstellung habe er deswegen nicht gefordert, weil er aus eigener Erfahrung wisse, dass Versuche dieser Art die Dinge oft schlimmer machten. Chrysler-Manager hätten sich mit dem Artikel bei internen Gesprächen befasst, er könne sich aber nicht entsinnen, ob Chrysler in Michigan eine Richtigstellung angefordert hätte.

In einer eidesstattlichen Erklärung sagte Chryslers Kommunikationschef Anthony Cervone, sein Gegenüber in Stuttgart habe ihn informiert, dass das Unternehmen zu Schrempps Äußerungen stehe. Dies wiederum konnte Schrempp im Zeugenstand nicht bestätigen. "Es entzieht sich meiner Kenntnis, dass jemand von uns gesagt hat, wir stehen dazu", erklärte Schrempp. Das Kreuzverhör fand auf Englisch statt.

Vorstellungen über neue Struktur

Terry Christensen, einer von Kerkorians Anwälten, hakte sofort nach. Ob er nicht knapp eine Woche später in einem anderen Interview mit dem Wochenblatt Barron's Gelegenheit zu einer Klarstellung gehabt hätte, wollte Christensen wissen. Schrempp: "Wir dachten schon an eine Fusion unter Gleichen, aber wir hatten auch Vorstellungen darüber, wie wir das Unternehmen strukturieren wollten." (APA)