Künstlerinnen auf ihren Wegen

Sollten Sie sich schon einmal gefragt haben, warum so gut wie alle wichtigen Kunstwerke und Musikstücke der Vergangenheit von Männern verfasst worden sind, dann bekommen Sie hier die richtige Antwort: "Lasst Euch nur nicht täuschen!"

Dank Frauenforschung wissen wir nämlich nicht mehr nur die halbe Wahrheit: tatsächlich gab es etliche Künstlerinnen und Musikerinnen, deren Schaffen und Reputation nicht in die Geschichte eingegangen sind. Aus dem Kanon und in die Bedeutungslosigkeit verdrängt, werden diese Frauen heute aber wieder von furchtlosen Forscherinnen entdeckt. Wie zum Beispiel im Buch "Künstlerinnen auf ihren Wegen" aus der Reihe "Grazer Gender Studies" von Karin Masoner und Ingeborg Harer.

Das Buch zeigt nicht nur bislang unbekannte Frauen, sondern expliziert an deren Lebenswegen, wie Frauen und deren künstlerische Werke aus dem Blick der Geschichte entschwinden konnten. Lesenswert!

Karin Masoner, Ingeborg Harer (Hrg.innen)
Künstlerinnen auf ihren Wegen
Ein "Nachtrag" zur Geschichte des Grazer Musiklebens im 19. Jahrhundert
Leykam Verlag
Graz 2003
135 S. / 17,90 Euro
ISBN 3-7011-0040-3

(e_mu)

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Künstlerinnen

Entgegen dem patriarchalen Vorurteil, Frauen hätten in der Kunstgeschichte nur eine geringe Rolle gespielt, liefern die Autorinnen ein ganz und gar anderes und beinahe umfassendes Bild von Künstlerinnen, ihren Lebenswerken und Lebensbedingungen. Bedingungen, die freilich die gesamte Geschichte hindurch und auch heute noch weitaus schwieriger sich gestalte(te)n als jene ihrer männlichen Kollegen. Malerinnen, Bildhauerinnen, Fotografinnen hatten und haben nach wie vor große Probleme in die Kunstwelt aufgenommen zu werden und damit auch von ihrer Kunst leben zu können.

Der großartig bebilderte Band in der Reihe 50 Klassiker stellt bedeutende, mehr oder weniger bekannte, Künstlerinnen von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert vor und gibt sowohl Einblick in Biografien als auch Überblick über die Werke der genannten Frauen.

Christina Haberlik / Ira Diana Mazzoni:
Künstlerinnen
Malerinnen, Bildhauerinnen und Photographinnen
Reihe: 50 Klassiker
Gerstenberg Verlag 2002
ISBN 3-8067-2532-2
EUR 19,95
Symbolbild: Hannah Höch - Für ein Fest gemacht, 1936

(dabu)
Bild: Archiv

Die Freundinnen der Bücher

"Denn noch immer ist 'der Buchhändler' meistens eine Frau..."

Diesem Phänomen geht das Taschenbuch aus dem Helmer Verlag in einer Sammlung von Artikeln, Interviews und Geschichtsauszügen auf den Grund:
Da ist die Antiquarin aus Leidenschaft, die in ihrer Frauen-Buchhandlung jedem noch so unbekannten Werk auf die Spur kommt. Die "Lieblingsbuchhändlerin", die für jede Anfrage den perfekten Rat hat, oder die Geschichte der Hamburger Frauenbibliothek, die eigentlich einmal ein Frauenbildungszentrum war und nun zur "One-Person-Library" mutiert ist.

Ein unkonventioneller und interessanter (Ein-)Blick in die Arbeitswelt der "Gestalterinnen des Büchermarkts".

Die Freundinnen der Bücher
Ulrike Helmer Verlag, Königstein 2003
15 Euro/220 Seiten
ISBN 3-89741-102-4

(isa)

Cover: Verlag Helmer

In den Gärten der Kore

Die Unendlichkeit des weiblichen Universums: Tausende Lebenswelten und ein Patriarchat. Und auch jenes vielschichtig und vor allem anstrengend für Frauen. Luisa Francias Geschichten schwenken hin und her zwischen tragischen Realitäten und Visionen von einem ganz anderen möglichen Dasein. Sie machen Lust aufs (Mit-)Schwingen, aufs Träumen, auf Wagnis und Veränderung.

Denn eine Frau, die sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann niemand aufhalten.

Luisa Francia
In den Gärten der Kore
Visionen aus einem weiblichen Universum
München (Frauenoffensive) 2003
Euro 14.30/156 Seiten
ISBN: 3-88104-360-8

(dabu)

Eine Wiener Biedermeierdame erobert die Welt

Als Frau allein zu reisen ist Herausforderung in mehreren Bereichen: selbstbestimmtes Wandeln und Forschen, die Sinne für das Kommende offen, ohne Ablenkung durch die Sorge um das Wohl der Begleitung. Schief und neugierig beäugt von Seiten der Mitreisenden, wie es denn komme, als Frau alleine unterwegs zu sein.

Diese Gefühle kannte auch Ida Pfeiffer, Wiener Bürgersdame des 19. Jahrhunderts, die in einem weitaus rigideren Ambiente ihre Abenteuer erlebte. Mit 44 Jahren - nach vollzogener Erfüllung ihrer Mutterpflichten - bricht sie alleine auf, die Welt zu erkunden. Ihre Reiseberichte werden begeistert gelesen, trotz mehrmaliger Versuche, die Todesmutige zur Verwirrten abstempeln zu lassen.

Hochinteressiert an Anthropologie und Botanik erwirbt sie auf ihren Reisen nach Palästina, Island, Indonesien und Südamerika etliche Schätze, die heute einen wichtigen Teil der österreichischen Museenlandschaft ausmachen. Trotz dieser großen Verdienste erhält sie keinen Einlass in die elitären Forscherkreise der Habsburger Monarchie.

Gabriele Habinger
Eine Wiener Biedermeierdame erobert die Welt
Die Lebensgeschichte der Ida Pfeiffer (1797 - 1858)
Promedia Verlag, Wien 2002
Euro 11,90/160 Seiten
ISBN: 3-853711-24-3

(e_mu)
promedia

Rocken und Hosen

Wer kann beim legendären Titelsong der gleichnamigen Comicsendung "Herr Rossi sucht das Glück" nicht gleich ohne mit der Wimper zu zucken mitsingen? Die Moulinettes auf alle Fälle. Die dürfen das sogar auf Platten und Konzerten.

Diesen Herbst hätte ihr mittlerweile drittes Album heraus kommen sollen, erschienen ist bislang "nur" das Buch mit dem Titel "Rocken und Hosen". Doch das sei allen Jungmusikerinnen und anderen Ausdruckswilligen wärmstens ans unterkühlte Winterherz gelegt.

Von Erinnerungen an erste Band- und Tourerfahrungen, angeknacksten Schlagzeugsticks von ganz wilden Punkkollegen bis hin zu knallharten Hintergrundberichten, warum immer nur die Jungs die Lead-Gitarre spielen dürfen, ist in diesem kleinen Büchlein so ziemlich alles Wissenswerte enthalten. Wer ihre Musik mag, wird ihr Büchlein lieben. Und vor allem durchdringt das Buch eine wichtige Message: Mädels, erobert die Bühnen. Wir Verstärkerinnen warten schon auf euch!

Claudia Kaiser
Rocken und Hosen
Auf Tour mit meiner Band
dtv-Verlag, 2003
Euro 9/204 Seiten
ISBN: 3-423206-36-5

(e_mu)
dtv

testcard #8: Gender

Zwar nicht mehr ganz so neu, aber (noch) immer kaufens- und schenkenswert ist die testcard #8 zum Thema Gender. Denn eigentlich hat dieses Heft (was bei 289 Seiten fast ein bisschen blasphemisch klingt) alles, was das - zumindest mein - Herz begehrt.

Interessante AutorInnen wie Tine Plesch oder Martin Büsser schreiben zu spannenden Themen wie "Geschlechterverhältnisse und Gender-Debatte im Pop", Cyborgs und Techno, Drag Queens und zum Umgang mit Musikerinnen in der alternativen Presse. Ein tolles pinkes Cover, schöne Bilder, aufmunternde Musik- und Literaturtipps und Menschen mit kritischem Verstand und Blick. Herz, was willst du mehr? Nichts wie ab unter den Christbaum damit! Wenn möglich, auch sich selber schenken. Ach ja, und die Nummer 1 bis 12 dann gleich dazu.

Hrg: Martin Büsser u.a.
testcard. Beiträge zur Popgeschichte
#8: Gender - Genderverhältnisse im Pop.
Ventil Verlag, Mainz 2000
Euro 14,32/289 Seiten
ISBN: 3-931555-07-0

(e_mu)
ventilverlag

Wie klingt die neue Mitte?

Dass Frauenfeindlichkeit kein Kavaliersdelikt ist, hat sich leider noch nicht so ganz herumgesprochen. Schenkelklopfende Blondinenwitzerzähler sind nicht nur für uns Frauen eine persönliche Plage, sondern leisten mit ihren unhinterfragten Geschlechterbildern durchaus Vorschub für rechte und reaktionäre Tendenzen.

Auch wenn das so mancher gar nicht gerne hört: Rammstein und die Böhsen Onkelz sind bei weitem nicht nur lustig. Texte wie "Ich bin dein Reiter, du bist mein Ross" aus "Rein raus" zeigen ganz klar, welches Menschenbild in deren Köpfen vorhanden ist. Spannendes Buch, das Paralellen belegt, die den meisten Feministinnen sowieso schon klar sein dürften. Nicht die zu Außenseitern stilisierten Rechtsradikalen sind die wahre Gefahr, sondern die ganz normale Menschenverachtung. Denn heute sind es "nur" die Frauen, morgen die ganze Welt.

Martin Büsser
Wie klingt die neue Mitte?
Rechte und reaktionäre Tendenzen in der Popmusik
Ventil Verlag, Stuttgart 2001
Euro 11,90/144 Seiten
ISBN: 3-930559-90-0

(e_mu)
ventil-verlag