Die Gerüchte über eine Stilllegung der Mariazellerbahn wollen nicht verstummen. Das Schmalspurbähnle aber braucht man, um eine der interessantesten und abwechslungsreichsten Überschreitungen in den Voralpen - von Rotheau über Kaiserkogel und Geißbühel nach Rabenstein - durchzuführen. Man wandert über viele freie Flächen mit herrlichen Aussichtspunkten. Anfangs geht es zum Teil auf einem Mostwanderweg mit vielen Informationen über das Getränk, dem ein Viertel Niederösterreichs seinen Namen verdankt. Später wird es mystisch: Auf dem Geißbühel orteten in der Nähe der Ruine Esoteriker und Wünschelrutengänger einen keltischen Kultplatz mit besonders starker Energiestrahlung, auf dem vor 2500 Jahren Druiden geheime Rituale abhielten. Der Name des Berges leitet sich angeblich vom keltischen geis ab, das tabu oder heilig bedeutet und auf Plätze hinweist, die nicht von jedermann oder zumindest nicht jederzeit betreten werden durften.

Auf dem Weg passiert man die Bärentaler Lacke, im Volksmund "Ewige Tränen" genannt. Dass das winzige Gewässer, an dessen Rand zwei mächtige Linden und zwei Eiben stehen, nicht austrocknet (wie die Sage vermeldet), ist spätestens seit dem heurigen Rekordsommer widerlegt.

Die Tour ist lang, durch die vielen Gegensteigungen ist ein beachtlicher Höhenunterschied zu bewältigen. An der Route liegen zwei Schutzhütten, in denen man gemütlich rasten kann. Man braucht beständiges Wetter, denn abbrechen kann man die Wanderung nur mit Schwierigkeiten.

Die Route

Vom Ortszentrum in Rotheau führt die rote Markierung über die Ehrenberger Höhe in den Sattel der Meiselhöhe und hinauf zum Kaiserkogel. Gehzeit 2 Stunden. Nun folgt man dem rot markierten Weitwanderweg und gelangt über die "Ewigen Tränen" zur Geiseben. Ab Kaiserkogel 2 Stunden. Nach einem kurzen Stück auf der Straße hält man sich rechts, um über das Gehöft Zögernitz den Geißbühel und die Josef-Franz-Hütte zu erreichen. Ab Geiseben eine Stunde. Dann geht es ein kurzes Stück zurück, um auf der blau-gelben Markierung zur Ruine Rabenstein und nach Rabenstein abzusteigen. Gehzeit ab Josef-Franz-Hütte 1¼ Stunden. (DER STANDARD, ALBUM, Printausgabe vom 29./30.11.2003)