Sein Name steht an oberster Stelle in Zusammenhang mit Arte Povera, einer in den 60ern von Germano Celant gefundenen, zuweilen irreführenden Bezeichnung. Ihre Protagonisten charakterisierte die Verwendung "ärmlicher" Materialen. Bei Merz war dies eher die Rückführung zu prähistorischen Existenzformen - mit zwar armen Materialen, aber in selbstbewusster Größe.
Das Iglu, "die gleichzeitig natürliche und synthetische Form mit der größten Oberfläche auf kleinstem Platz" (Merz), blieb zeitlebens Leitmotiv, neben Reisigarbeiten, Tischen und Zahlenreihen. Jene archaische Merz-Form, in Glas oder Reisig, mit gefundenen Materialien oder bemalten Papierbahnen, hat jedes größere Museum dieser Welt kolonisiert.
Zahlenreihen
In Verbindung dazu stehen die oft in Neon am/im Iglu affichierten Fibonacci-Zahlenreihen, 1200 von einem italienischen Gelehrten gefunden. Diese mathematische Reihe, welche spiralförmig Richtung Unendlichkeit wächst, stand bei Merz für die unhierarchische Struktur von Wachstumsenergien. Und auch für seine eigenen, schier unendlichen und oft überraschenden Variationen. Das erste Iglu, 1968, widmete Merz dem Vietkong-General Giap.
Eine ästhetische Bio-Logik entstand schon früh in den 50er-Jahren, als Maler struktureller Blüten und Blätter. Menschen waren in keiner der Arbeiten des in Turin aufgewachsenen, während des Zweiten Weltkrieges wegen antifaschistischer Aktivitäten inhaftierten Kunstautodidakten zu finden.
Medizinstudium-Abbrecher Merz, dessen Vater Motoren für Fiat entwickelte, verstand sich als Maler-Ingenieur: "Ich bin noch formaler als die anderen, die von sich sagen, sie seien formal, weil ich parallele Formen gebrauche. Wenn man Konflikte auslöst, gelingt einem gar nichts mehr. Das führt nur zu unrichtigen Entscheidungen. Es gibt so viele Konflikte, dass sie sich gegenseitig aufheben. Aber an Parallelerscheinungen kann man viele Dinge bemerken."