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Verhaltensforscher Konrad Lorenz
Damals sei die "Gründung der Schule der Ethologie" revolutionär und ein krasser Gegensatz zu den Behavioristen gewesen. Heute spielten Lorenz' Thesen "aber eine untergeordnete Rolle", sagt Millesi. Die Ethologie habe sich in "viele Teile aufgeteilt, die sich mit Verhaltensforschung in unterschiedlichsten Bereichen beschäftigen". Ausdrückliche Thesen des "Vaters der Graugänse" würden kaum noch angewendet.
Lorenz habe das für die damalige Zeit Einzigartige geschafft, wissenschaftliche Thesen einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. "Die Forschung unmittelbar am Tier war auch für Laien leicht nachvollziehbar, jeder hat Ähnliches an seinem Hunderl daheim ausprobieren können", veranschaulicht Millesi. Lorenz' Popularität, seine enorme Medienwirksamkeit sei auch Ursache kritischer Stimmen. "Eine seiner Eigenschaften war, Thesen zwar zu erstellen, auf deren wissenschaftliche Untermauerung aber teilweise zu verzichten", kritisiert Millesi. Deshalb seien aus heutiger Sicht viele Behauptungen Lorenz' - vor allem aus der Verhaltensforschung abgeleiteten Erkenntnistheorien - "grundlegend falsch".
Zu hinterfragen sei auch die Art der Beobachtung bei Lorenz' Tierforschungen. "Für die moderne Forschung über das Verhalten von Tieren ist es sicher besser, diese aus einer gewissen Entfernung zu beobachten." Man sollte als Mensch nicht Teil der beobachteten Tiergruppe sein, weil dadurch die "Gefahr der Beeinflussung sehr groß ist." Ob bewusst oder mit politisch naivem Opportunismus, dürfte Lorenz' Publizität gepaart mit fragwürdigen Thesen über "Rassenlehre" dazu beigetragen haben, dass der Forscher das Interesse von Nazigrößen auf sich zog.