"The Matrix" hat die Filmwelt verändert: Mit dem ersten Teil ihrer Trilogie verpassten die Wachowski-Brüder dem Actiongenre einen neuen Look, die von ihnen mitentwickelten Techniken wurden zum Standard in Sachen Trickeffekte.

Doch nicht nur die Optik machte die gestylte Produktion zum Kult, auch der Inhalt verblüffte. Mit dem Nachfolger "Reloaded" begannen die Regisseure ihr Meisterwerk zu demontieren, mit dem am 5. November in den Kinos anlaufenden "Matrix Revolutions" gelingt ihnen das endgültig. Eine Revolution, wie der Titel verspricht, blieb aus: Reizüberflutungen ersetzten die originellen Ideen.

"Was beginnt, hat auch ein Ende", lautet ein zentraler Satz im angeblichen Abschluss der Geschichte. Neo (Keanu Reeves) macht sich auf die Reise, den Krieg zwischen den Maschinen und der Menschheit zu stoppen.

Agent Smith

Während er zur finalen Konfrontation mit dem außer Kontrolle geratenen Programm Smith (Hugo Weaving) schreitet, liefert sich Zion, die letzte Bastion der Menschheit, einen Kampf gegen die Maschinen. Dazwischen wird viel geschwafelt, viel mit Symbolen und Mehrdeutigkeiten gespielt (ohne wirklich etwas auszusagen), viel geschossen, viel gekämpft, mit Raumschiffen geflogen, noch mehr geschwafelt.

Am Schluss geht die Sonne auf - und selbst der hartgesottenste Fan fühlt sich bei so viel billiger Metapher verschaukelt.

"The Matrix" war mit keinem anderen Film zu vergleichen. Die intelligente Story und die grandiose Umsetzung verblüfften und inspirierten andere Großproduktionen. "Revolutions" dagegen gelingt es nicht, noch einmal Akzente zu setzen. Die "Matrix"-Optik hat sich abgenützt, die Effekte bestehen aus Selbstzitaten, man fühlte sich außerdem an Streifen wie "Aliens", "Event Horizon" oder sogar "Star Wars" erinnert.

Die Wachowskis sind bei George Lucas angekommen: viel Aufgeblasenes, wenig Substanzielles, vermarktet mit allen Mitteln. Damit die Kassen weiter klingeln, halten sich die Macher genügend Optionen für eine Fortführung der Story offen. Warum nicht in einem Videospiel? Schließlich erinnert "Revolutions" ohnehin 129 lange Minuten an ein solches.

Persephone

Was wurde nicht alles nach "Reloaded" spekuliert und gedeutet. Ganz Schlaue vermuteten zum Beispiel, dass Neo beim Küssen mit Persephone (Monica Bellucci) mit einem Virus infiziert worden sein könnte.

Die schöne Italienerin, die nach eigenen Angaben einen Vampir spielt, der Gefühle auslösen will (wir müssen es ihr wohl glauben), taucht im letzten Aufguss jedoch nur kurz auf, stellt mit ihrem Aussehen allerdings sämtliche Mega-Trickeffekte in der Schatten.

Die ins Spiel gebrachte Mythologie mit Querverweisen zu Plato, Descartes und Religionen verpufft im Cyberspace, das Ende zieht keine Aha-Erlebnisse mit sich, sondern nur eine Frage: Das soll's gewesen sein?

"The Matrix Revolutions" startet zeitgleich mit den "normalen" Kinos im IMAX. Dort ist das Werk gut aufgehoben: Denn Bild und Ton sind selbstverständlich 1A. Das "Making Of" dürfte wohl spannender sein als der Film selbst. Wenigstens ein Grund, die irgendwann folgende DVD zu kaufen... (Von Wolfgang Hauptmann/APA)