Linz/Washington - Eine Lanze für das öffentlich finanzierte Gesundheitssystem und für die verpflichtende Krankenversicherung brach am Donnerstag bei einem internationalen Kongress in Linz der amerikanische "Bioethik-Papst" Warren T. Reich von der Georgetown University in Washington D.C.

Der internationale Kongress der oberösterreichischen Ordensspitäler stand unter dem Generalthema "Gesundheitswesen unter Druck ?" Reich ging in seinem Referat auf das Problem der notwendigen Reform in den Gesundheitssystemen in Europa ein, wobei er Vergleiche mit der Situation in den USA herstellte.

Entschieden trat Reich der Ansicht entgegen, dass im Gesundheitswesen der Wettbewerb zwischen Unternehmen die Kosten senken würde, "das ist schlichtweg unrichtig". Im Gegenteil, der Vergleich zeige, "dass ein öffentlich finanziertes Gesundheitssystem mit einer Pflichtversicherung die beste Option für alle Menschen ist, unabhängig von ihren Gesundheitsrisiken, ihrem Arbeitsverhältnis oder ihrem Einkommen".

In den USA seien heute mehr als 43 Millionen Menschen nicht versichert, ein Viertel davon seien Kinder, so Reich. Diese Zahl sei in den vergangenen Jahren um sechs Prozent gestiegen. Dazu Reich: "Von diesem Negativbeispiel gewarnt, sollten die europäischen Gesundheitsreformen die Prinzipien der verpflichtenden Krankenversicherung und des allgemeinen Zugangs zu den Gesundheitsdienstleistern fortführen und stärken."

Das europäische Prinzip der verpflichtenden Krankenversicherung sei "ein Juwel in der Krone", so Reich, "und die Europäische Union sollte dafür beklatscht werden, dass sie die Idee einer umfassenden und stabilen Gesundheitsversorgung als einen vitalen Teil des menschlichen Wohlergehens, der Sicherheit, der Entwicklung und des wirtschaftlichen Wachstums ansieht". (APA)