Bagdad/Bangkok/New York/Genf - Die Vereinten Nationen ziehen bis auf weiteres alle Mitarbeiter aus der irakischen Hauptstadt Bagdad ab. Die UN-Vertreter seien zu Gesprächen über die Zukunft ihres Einsatzes abberufen worden, teilte UN-Sprecherin Marie Okabe am Mittwochabend in New York mit. Dabei solle auch die Sicherheitslage einer genauen Prüfung unterzogen werden. Es handle sich aber nicht um eine "Evakuierung".

Die UN-Mitarbeiter im Norden des Irak sollen dort weiter ihren Aufgaben nachgehen. In Bagdad waren zuletzt noch 20 feste Mitarbeiter, nachdem ein großer Teil der UN-Vertreter bereits Ende September abgezogen worden war. Die Entscheidung fiel zwei Tage nach dem Selbstmordanschlag auf die Rot-Kreuz-Vertretung in Bagdad.

"Ärzte ohne Grenzen" kündigen Rückzug an

Zudem haben weitere Hilfsorganisationen einen Abzug von Mitarbeitern aus dem Irak angekündigt. Das Risiko eines Einsatzes in dem Land sei sehr hoch, hieß es am Donnerstag bei der Hilfsorganisation der Europäischen Union, ECHO. Die Entscheidungen treffen die internationalen Bemühungen um einen Wiederaufbau des Landes an einem schwierigen Punkt. Erst in der vergangenen Woche waren bei einer Geberkonferenz Milliarden Dollar für den Irak zugesagt worden, allerdings erreichte die Summe nicht die für die kommenden Jahre veranschlagte Höhe.

"Das ECHO-Büro arbeitet noch, aber ich schließe nicht aus, dass es vollständig geschlossen wird, wenn wir zu dem Schluss kommen, dass es für unser Personal nicht sicher ist", sagte in Bangkog Ruth Albuquerque, die in der Organisation für den Irak-Einsatz verantwortlich ist. Die Gruppe "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) kündigte ebenfalls den Rückzug einiger Mitarbeiter an und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wollte am Donnerstag Gespräche zwischen Vertretern des Irak-Einsatzes und der Zentrale in Genf beginnen, wie der geplante Abzug von einigen Einsatzkräften umgesetzt werden kann.

"Sehr hohe Risiken"

"Sie gehen bereits sehr hohe Risiken ein", sagte Albuquerque über die acht ECHO-Mitarbeiter in Bagdad, von denen drei aus dem Ausland stammen. "Wir werden ins Visier genommen, weil wir eine humanitäre Organisation sind. Ich denke, (der Anschlag) auf das IKRK hat das sehr deutlich gezeigt." Wegen der schwierigen Sicherheitslage habe ihre Organisation bereits einige Projekte ausgesetzt und sei dazu übergegangen, Kräfte von Jordanien aus vorübergehend in den Irak zu schicken. "Ärzte ohne Grenzen" will vier seiner sieben Mitarbeiter aus dem Ausland abziehen. Das IKRK sagte, es werde einige seiner 30 internationalen Einsatzkräfte zurückrufen. Zudem arbeiten für die Organisation 600 Iraker und Irakerinnen. Bei dem Selbstmordanschlag auf das IKRK-Gebäude am Montag waren zwölf Menschen getötet worden, darunter zwei irakische IKRK-Mitarbeiter. (APA/Reuters)