Im "Office of Special Plans" des Pentagons seien laut einer ehemaligen Mitarbeiterin seit August 2002 sämtliche Dossiers über den Irak mit vorgefertigten Textbausteinen versehen worden.

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Hamburg - Ein geheimes Büro im amerikanischen Verteidigungsministerium soll vor dem Irak-Krieg überzogene Meldungen über das Waffenarsenal von Saddam Hussein gezielt ans Weiße Haus geschickt haben. Die Wochenzeitung "Zeit" berichtete unter Berufung auf Zeugen aus US-Behörden am Mittwoch vorab, dass unter der Regie von Vizepräsident Dick Cheney systematisch aufgebauschte Berichte angefertigt wurden.

Im so genannten "Office of Special Plans" des Pentagons seien seit August 2002 sämtliche Dossiers über den Irak mit vorgefertigten Textbausteinen versehen worden, berichtet eine ehemalige Mitarbeiterin des Ministeriums. Darin habe es unter anderem geheißen, Saddam Hussein arbeite mit Osama bin Laden zusammen und habe Kontakt zu den Attentätern des 11. Septembers.

CIA-Mitarbeiter laut Bericht unter Druck gesetzt

Die Berichte des Spezialbüros seien nicht, wie sonst üblich, anderen US-Nachrichtendiensten zur Prüfung vorgelegt worden, sondern direkt im Weißen Haus gelandet. Hauptquelle der Pentagon-Abteilung waren irakische Überläufer, die selbst ein Interesse am Sturz Saddam Husseins hatten, wie die Zeitung berichtet.

Geheimdienstler der Central Intelligence Agency (CIA), welche die Dossiers des Spezialbüros für falsch hielten, seien unter Druck gesetzt worden, politisch konforme Einschätzungen zu verfassen, berichteten mehrere ehemalige Mitarbeiter der Behörde. Andere US-Nachrichtendienste, wie die des Außen- und Energieministeriums, hatten den Schreckensmeldungen aus dem Rumsfeld-Ministerium zwar ausdrücklich widersprochen, ihre Darstellungen gingen jedoch nicht in die Gesamtanalyse über den Irak ein. Auf Grundlage dieser Gesamtanalyse hatte der US-Kongress dem Krieg zugestimmt. (APA/AP)