Wien - Am Dienstag wurden die Kollektivvertragsverhandlungen (KV) für die 53.000 Beschäftigten in der Elektro- und Elektronikindustrie abgeschlossen. Die Ist-Gehälter werden demnach ab 1. November 2003 um 2,5 Prozent erhöht, die KV-Gehälter um 2,6 Prozent, sagte Siemens-Österreich-Chef und Verhandler für die Arbeitgeber Albert Hochleitner am Dienstag Nachmittag.

Leistungsorientierte Erhöhung

Statt einer Steigerung bei den Ist-Gehältern können die Betriebe im Rahmen von 2,3 bis 2,9 Prozent individuell, leistungsorientiert die Gehälter erhöhen. Der neue KV gelte bis Ende April 2005, zumal man künftig die "Gehaltsfronten" für die Elektroindustrie in den Mai verlege, berichtete Hochleitner. Die nächste KV-Runde in der Elektro- und Elektronikindustrie werde es demnach im Mai 2005 geben.

Kernpunkt der Verhandlungen war ein neues einheitliches Tarifschema für Arbeiter und Angestellte. Über dieses Tarifschema werde im Fachverbandsausschuss Anfang Dezember abgestimmt, so Hochleitner, der von einer Zustimmung ausgeht. Der heutige KV-Abschluss sei jedenfalls "in Hinblick auf eine Annahme" des neuen einheitlichen Tarifschemas zu sehen.

Abflachung der Kurve

Vorrückungen werde es künftig nach zwei, vier, sieben und zehn Jahren in halber Höhe als bisher geben, was eine Abflachung der Einkommenskurve bedeute, so Hochleitner.

Hochleitner zeigte sich insgesamt "zufrieden" mit dem KV-Abschluss, die Bandbreite des neuen KV sei "sinnvoll".

Die Gehälter und Löhne in der Elektroindustrie steigen damit stärker als in der Metallbranche. Für die rund 180.000 Metallarbeiter und Industrieangestellten hatten sich die Sozialpartner auf eine Erhöhung der Ist-Löhne und der Mindestlöhne um jeweils 2,1 Prozent mindestens aber um 35 Euro geeinigt.

KV-Erhöhung ab Mai 2004

Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne/-gehälter werden mit der Einführung des neuen - für Arbeiter und Angestellte gemeinsamen - Entgeltsystems am 1. Mai 2004 erhöht, hieß es am Dienstag Nachmittag in einer Pressemitteilung. Weiters sei im Rahmenrecht bei den Themen Kinderbetreuungsgeld, Altersteilzeit, integrative Berufsausbildung und Aus- und Weiterbildung eine Einigung erreicht worden.

Elf neu gestaltete Beschäftigtengruppen

Gemäß dem neuen gemeinsames Entgeltsystem für Arbeiter und Angestellte wird es elf neu gestaltete Beschäftigtengruppen geben, die an die Stelle der bisherigen Lohn- und Verwendungsgruppen der alten Kollektivverträge treten.

Das neue Entgeltsystem sieht vor, dass Angestellte und Arbeiter vier zeitabhängige Gehaltsvorrückungen - nach 2, 4, 7 und 10 Jahren - bekommen. Darüber hinaus sei eine flexible und leistungsorientierte Gehaltsverteilung in Form eines jährlichen, kollektivvertraglich festgelegten Verteilungsvolumens vorgesehen, hieß es. Wesentlicher Bestandteil sei auch eine detaillierte Übergangsregelung für beide Beschäftigtengruppen.

GPA: "Ausgewogen und richtungsweisend"

GPA-Verhandler Karl Proyer meinte zum heutigen Abschluss: "Das neue System ist in jeder Hinsicht ausgewogen und richtungsweisend". Es schaffe eine "gute Basis" in der Elektro- und Elektronikindustrie, gemeinsam an der Weiterentwicklung der Kollektivverträge zu arbeiten.

Drei Jahre intensiver Verhandlungen seien nun erfolgreich zu Ende gegangen, meinte Metaller-Verhandler Rudolf Nürnberger zum heutigen Ergebnis. Arbeiter und Angestellte hätten jetzt erstmals ein einheitliches System, das trage "dem rasanten technologischen Wandel" in der Wirtschaft Rechnung. (APA)