Seit ein paar Jahren produzieren Formationen wie Sam Ragga Band, Gentleman und die Berliner Seeed Reggae, der neben dem karibischen Original und dessen Weiterentwicklung Dancehall auch auf den Einfluss von (deutschem) Rap baut. Die diesbezüglich erfolgreichste, live als zehnköpfiges Kampfkommando agierende Band Seeed gastierte am Sonntag in der ausverkauften Gasometerhalle.
Mit einem zweiköpfigen, gut ins Kraut schießenden Bläsersatz, unter Hilfestellung eines DJs, einer aufgefetteten Perkussionsabteilung sowie Gitarre und Bass, ließen die drei MCs beziehungsweise Toaster, wie die nicht maulfaulen Zeremonienmeister auf Jamaika genannt werden, ordentlich Dampf ab. Dabei erschien der Dreierpack an der Bühnenrampe wie eine Reggae-Version der Blues Brothers. Von zappelndem und mit elektronischem Geräuschwerk erweitertem Ragga zu schunkelnder Raucherseligkeit spannten Seeed den Bogen. Man gab Höhepunkte wie den eingängigen, auf einem The-Cure-Sample errichteten Song Release oder Love Is The Queen.
Wenn hier Kritik geübt werden muss, dann lediglich an der Tatsache, dass sowohl deutsche Rapper als auch Toaster noch nicht erkannt haben, dass Rap nicht automatisch mit Hundegebell gleichzusetzen ist, sondern durchaus im musikalischen Kontext zu Hause ist, also ruhig zumindest stellenweise als tatsächlicher Gesang auftauchen könnte. Bitte, danke. Denn das stakkatoartige Gekeife kann einem auf Dauer schon auch wohin gehen.