Hof - Eine aktive Kulturpolitik in Afghanistan ist nach Ansicht des afghanischen Regisseurs Siddiq Barmak neben der Sicherheit in dem Land das wichtigste Mittel zur Durchsetzung der Demokratie. "Alle kulturellen Schritte, die wir machen, können Gewehre ersetzen", sagte Barmak am Samstag während der Hofer Filmtage. Der 41-Jährige war vor dem Taliban-Regime Leiter des afghanischen Filminstituts und arbeitet auch heute wieder in dieser Position. In Hof stellte er "Osama", den ersten afghanischen Film aus der Nachkriegszeit, vor.

Zwei Tage nach dem Ende der Taliban-Regierung und dem totalen Bann von Filmen, Büchern und Fernsehen habe in Kabul das erste Kino wieder eröffnet. "Heute gibt es acht Kinos, die vor allem indische Filme zeigen. Aber wir machen auch Straßenkino mit Inhalten zur Erziehung der Menschen", sagte Barmak. "So viele Leute können nicht lesen, Fernseher besitzen sie ohnehin nicht, da müssen wir auf Filmvorführungen setzen, um Veränderungen zu bewirken."

"Das setzt was in den Köpfen frei"

In Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen würden beispielsweise Kurzfilme zu Themen wie Demokratie, Bürgerrechte und Gesundheit hergestellt und gezeigt. Besonders beliebt seien in dem Programm aber auch Stummfilmklassiker mit Buster Keaton oder Charlie Chaplin. "Das setzt was in den Köpfen frei. Die Kinder lachen, die Alten denken nach", beschreibt der Regisseur die Wirkung der Filme.

Die Arbeitsbedingungen für Filmemacher in Afghanistan seien nach wie vor unglaublich schwierig. "Die Taliban hatten ja alles zerstört, Kameras, Lampen, Leinwände - da gab es nichts mehr. Und die meisten Kreativen waren geflohen", berichtete Barmak. Außerdem sei es auch heute noch in manchen Gegenden gefährlich, Filme zu drehen oder zu zeigen.

Die junge Hauptdarstellerin von "Osama" hat Barmak beim Betteln auf der Straße gefunden. "Ich war fasziniert von ihrem Gesicht, aber sie wusste nicht einmal, was ein Film ist. Heute lernt sie Lesen und Schreiben mit dem Ziel, Schauspielerin zu werden. Das ist für mich Fortschritt." (APA/dpa)