New York/Kabul - Ein Wiedererstarken der radikal-islamischen Taliban-Miliz hat die Vereinten Nationen zu einem Stopp ihrer Hilfseinsätze in Südafghanistan gezwungen. Wegen einer starken Zunahme der Taliban-Angriffe auf Zivilisten und Mitarbeitern von Hilfsdiensten sei die Arbeit in den Provinzen Nimrus, Helmand, Urusgan und Sabul vorübergehend eingestellt worden, sagte der UNO-Untergeneralsekretär für Friedenseinsätze, Jean-Marie Guehenno, am Freitag dem UNO-Sicherheitsrat. In vier Distrikten der Provinz Kandahar könnten Helfer nur mit einer bewaffneten Eskorte reisen.

Stärkere Anstrengungen der Staatengemeinschaft benötigt

Guehenno sagte weiter, der Wiederaufbau Afghanistans benötige stärkere Anstrengungen der Staatengemeinschaft. Zwar habe Deutschland bis zu 450 Soldaten für den Einsatz in der nördlichen Kundus-Region bereitgestellt, für viele andere Regionen werde jedoch ebenfalls ein robustes Mandat benötigt, wenn die Sicherheitslage verbessert werden solle. Bisher seien 4,5 Milliarden Dollar (3,82 Mrd. Euro) Aufbauhilfe über fünf Jahre zugesagt worden, benötigt würden jedoch sechs Milliarden Dollar jedes Jahr.

Die USA hatten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 den Religionsstaat der Taliban in Afghanistan gestürzt. Bis heute kämpfen US-Einheiten und Soldaten der neuen afghanischen Armee gegen Taliban-Kämpfer.

Überfall im Norden Afghanistans

Bei einem Überfall im Norden Afghanistans sind zehn Zivilisten getötet worden, darunter fünf Frauen und zwei Kinder. Wie das afghanische Fernsehen am Freitag unter Berufung auf die örtlichen Behörden berichtete, saßen die Opfer in einem Lieferwagen, der auf einer Straße in Samangan beschossen wurde. Die insgesamt zwölf Menschen in dem Auto kamen dem Bericht zufolge aus der Stadt Aibak. Ein weiterer Passagier sei bei dem Angriff verletzt worden. Samangan ist die Nachbarprovinz von Kundus.

Die neun Angreifer hätten zunächst drei Panzerabwehr-Raketen auf den Wagen abgefeuert und ihn dann mit leichten Waffen beschossen, berichtete das Fernsehen. Anschließend hätten die "Terroristen" die Flucht ergriffen. In Samangan rund 200 Kilometer nördlich von Kabul waren gewaltsame Zwischenfällen bisher eher selten, anders als im Südosten Afghanistans haben die Taliban dort nur wenig Rückhalt in der Bevölkerung. (APA/Reuters)