Chicago/Tokio - Weil die Gewinne der Unternehmen weniger stark gewachsen sind als von Optimisten erwartet und sich der US-Dollar weiter abgeschwächt hat, sind die Kurse an den Weltbörsen massiv unter Druck geraten. Am schlimmsten hat es Tokio erwischt: Das Minus von über fünf Prozent ist der stärkste Tagesrückgang seit 12. September 2001, dem Tag nach den Terroranschlägen in den USA. Unmittelbarer Auslöser war der Fall des US-Halbleiterindex von knapp drei Prozent. Daraufhin haben die Anleger Kasse gemacht.


Für die negative Grundstimmung sind aber nicht alleine Gewinnmitnahmen nach den Kursgewinnen in den vergangenen sieben Monaten verantwortlich. Unter den Investoren geht das Gespenst eines neuerlichen kräftigen Einbruchs um. Schließlich seien nahezu alle guten Ergebnisnachrichten bereits in die Aktienkurse eingepreist - schlechte Nachrichten schlagen daher voll durch.

Auch, wenn ein Unternehmen die Gewinne im dritten Quartal "nur" weniger stark gesteigert hat als in den Vorjahren. Die Nerven der Broker liegen blank: "Die Ängste, dass die Aktien zu teuer geworden sind, nehmen zu."


USA: Markt bestimmt Dollarkurs

Zugleich bekräftigte US-Finanzminister John Snow die US-Politik eines starken Dollar, allerdings würden die Devisenmärkte den Wechselkurs bestimmen. Zuversichtlich ist er im Währungsstreit mit China. Es sei "sehr ermutigend", dass die Volksrepublik auf die US-Forderung nach einer flexibleren Wechselkurspolitik reagiere, sagte Snow. Chinas Yuan ist mit einem festen Wechselkurs an den Dollar gebunden. Die USA werfen China vor, den Yuan auf diese Art künstlich niedrig zu halten und so der Exportindustrie Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. (Reuters, Der Standard, Printausgabe, 24.10.2003)