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Warschau - Die polnische Justiz will bei den israelischen Behörden einen neuen, erweiterten Antrag zur Auslieferung von Salomon Morel stellen, dem ehemaligen Kommandanten des Arbeitslagers Swietochlowice. "Ich hoffe, dass die israelische Seite ernsthaft die Angelegenheit prüft", sagte Leon Kieres, der Leiter des Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) am Mittwoch in Warschau. Morel soll nach dem Zweiten Weltkrieg für den Tod von mindestens 1.538 deutschen und schlesischen Häftlingen verantwortlich sein. Gegen ihn wird wegen des Verdachts des Völkermords ermittelt.

Anträge

Israel lehnte bereits 1998 ein polnisches Auslieferungsersuchen ab. Die israelische Justiz sah in den Vorwürfen gegen Morel den Verdacht der Völkermords nicht als erwiesen an und betrachtete die Taten daher als verjährt.

Bei der Erweiterung der Vorwürfe gegen den einstigen Lagerkommandanten arbeitete das IPN, das für die Aufarbeitung nationalsozialistischer und stalinistischer Verbrechen zuständig ist, mit der Staatsanwaltschaft Dortmund zusammen. Die dort ansässige Ermittlungsstelle gegen Kriegsverbrechen vermittelte dem IPN neue Zeugenaussagen ehemaliger Häftlinge, die die Vorwürfe gegen Morel erhärten sollen.

Kieres kündigte an, das IPN wolle am Freitag vor Gericht einen Haftbefehl gegen Morel beantragen und so die notwendigen Schritte für ein Auslieferungsverfahren einleiten. Morel lebt seit Anfang der 90er Jahre, als die polnische Justiz mit Ermittlungen gegen ihn begann, in Israel. Trotz des vorangegangenen Auslieferungsverfahrens bezieht er weiterhin eine polnische Rente, meldete die polnische Nachrichtenagentur PAP.

Das Lager

In dem Lager Swietochlowice lebten nach 1945 fast 6000 Häftlinge, denen Kriegsverbrechen und Kollaboration mit den Nationalsozialisten vorgeworfen wurde. Bei zahlreichen Häftlingen reichte die Unterschrift unter die so genannte deutsche Volksliste für die Lagerhaft aus. Ein Drittel der Gefangenen überlebte die Bedingungen der Lagerhaft nicht und fiel Krankheiten, Hunger oder Misshandlungen zum Opfer. (APA/dpa)