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Die sterblichen Überreste der vermutlichen Königin Nefertiti

Foto: APA/EPA
Tübingen/London - Die Ägypter haben ihre Toten mit Zedernholzteer und nicht wie bisher angenommen mit Wacholderextrakt einbalsamiert. Das haben Wissenschafter um den Biochemiker Prof. Ulrich Weser von der Universität Tübingen und dem Münchner Doerner-Institut bei der chemischen Analyse von 3.500 Jahre altem unbenutztem Balsam herausgefunden. Die Forscher identifizierten unter anderem den Wirkstoff Guajakol, der eine bemerkenswerte konservierende Wirkung habe, wie sie im britischen Fachjournal "Nature" vom Donnerstag berichten.

Die Molekulararchäologen untersuchten unbenutztes "chemisches Make-up" aus dem Grab einer hoch gestellten Persönlichkeit aus der 18. Dynastie. Die Überreste stammen aus dem mittelägyptischen Deir el Bahri und befinden sich im New Yorker Metropolitan-Museum. In Kleinarbeit nutzten die Wissenschafter biochemische Analytik, Massenspektrometrie und Gaschromatographie. Dabei entdeckten sie Zeder-Wirkstoffe, fanden aber keine Hinweise auf Wacholder.

Fehlübersetzung

Unter Ägyptologen weit verbreitet ist die Annahme, dass die alten Ägypter beim Einbalsamieren Wacholderöle verwendeten. Der Begriff Kedros, den der Grieche Herodot (490 bis 425 vor Christus) bei der Beschreibung einer Mumifizierung benutzte, lässt sich jedoch sowohl mit Zeder als auch mit Wacholder übersetzen. Die Zeder wächst vornehmlich im Libanon. Zu dem Fehlschluss kam es vermutlich, als in der Hand einer Mumie Öl getränkte Wacholderbeeren entdeckt wurden.

Die bemerkenswerten konservierenden Eigenschaften von Guajakol sind über Jahrhunderte auch im Abendland genutzt worden. Mediziner kennen es als Bestandteil alter Heilsalben. Die Substanz entsteht auch beim Räuchern von Schinken. In früheren Zeiten war es bisweilen üblich, Stoffe möglichst schonend in Truhen aus Zedernholz aufzubewahren. (APA/dpa)