Foto: Viennale

Ein Wachmann, der sich aus Wehmut und Schmerz in höchst privaten Investigationen und Motivsuchen (rund um die Ermordung seiner Frau) verzettelt; ein sinistres Pärchen, das auf befremdlich unklare Weise in das Verbrechen involviert scheint; Videobilder, auf denen man die Gewalttat bestenfalls erahnen kann; geheimnisvolle Querverbindungen von Fotos, entleerte Häuser, unübersichtliche Shoppingmalls, in denen man leicht den Überblick verliert: Es braucht nicht mehr als solche Behauptungen, und auf eine "Handlung" im traditionellen Sinne kann man verzichten, um einen veritablen Thriller erzählen zu können.

Der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn, der Antonionis Blow Up ebenso gut studiert hat wie einschlägige Irritationsspiele der Gebrüder Coen (Barton Fink) oder David Lynchs (Mulholland Drive) - er schickt John Turturro und damit auch das Publikum mehr oder weniger auf eine Reise ins Nichts. In ein Vakuum, in dem sich, quasi durchs Vergrößerungsglas, doch immer wieder rätselhafte beklemmende (Tat-?)Muster ergeben.

Fear X wird darüber zum äußerst ergiebigen, auch nach dem Kinobesuch anhaltend wirksamen Verstörungsspiel: Wer belauert hier wen? Und resultiert das Unbehagen und die Angst nicht vor allem daraus, dass es keine konkreten Anhaltspunkte gibt. Würden wir uns nicht längst wieder in (falscher?) Sicherheit wiegen, wenn jetzt jemand käme und sagt: Leute, so war's?

Alles in allem: Potenzielles Kultkino, knapp und bündig, mit gefährlichen Untiefen, für das sich hierzulande unbedingt ein Verleih finden sollte. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.10.2003)