Wien - Karl Welunschek, Regisseur mit künstlerischen Visionen und praktischem Ungeschick, ist fassungslos: Obwohl der Bericht des Kontrollamts (DER STANDARD berichtete am Mittwoch) über seine Zeit als Direktor des Rabenhoftheaters handelt, wurde ihm als Betroffenem und Beschuldigtem dieser vorenthalten. Er überlegt sich nun rechtliche Schritte, denn die Vorwürfe des Berichts seien zum Teil ungerechtfertigt: "Man brauchte eben einen Sündenbock. Und der bin ich."

Welunschek war nur von Dezember 2000 bis April 2001 auch für die kaufmännischen Agenden zuständig. Es sei daher nicht statthaft, ihn allein für die Misere verantwortlich zu machen: "Ich habe darum gebettelt: Gebt mir einen Geschäftsführer! Aber es gab kein Geld. Wir müssen improvisieren, hieß es nur. Sicher, ich habe als Geschäftsführer versagt. Aber auch der Verein hat versagt - und ab 2002 Gernot Lechner." Dieser hätte doppelt so viel Honorar wie er bezogen und eine riesige Struktur mit bis zu 18 Mitarbeitern aufgebaut: "Bereits im Sommer 2002 gab es kein Geld mehr. Das ist auch der Grund, warum es danach keine Eigenproduktionen mehr gab. Und warum wir Produktionen wie Erlaubent Schas nicht öfter spielen konnten."

Die Oppositionsparteien reagierten auf den Bericht fast unisono: Er bestätige nur, was jeder geahnt habe. Das Fiasko sei "Folge der sozialistischen Kulturpolitik", so die FP. Die SP sei "ganz bewusst und sehenden Auges in dieses Schlamassel" gegangen, so die VP: Sie macht deren Kultursprecher Ernst Woller "für diesen reinen Parteiskandal voll verantwortlich". SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der sich 2001 "trotz aller Warnungen dem SP-Parteidiktat gefügt" habe (so die VP) und Welunschek wiederbestellt hat, "hätte viel früher Konsequenzen ziehen müssen" (so die FP). Die Grünen meinen, für "dieses Chaos" habe "ausschließlich der Kulturstadtrat die Verantwortung zu übernehmen". (trenk/DER STANDARD, Printausgabe, 23.10.2003)