Jerusalem/Berlin - Der israelische Außenminister Silvan
Shalom will bei seinem ersten Deutschland-Besuch am Mittwoch mit
Außenminister Joschka Fischer über den geplanten Gefangenenaustausch
zwischen Israel und der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah
beraten. Das teilte das israelische Außenamt am Dienstag in Jerusalem
mit. Nach israelischen Medienberichten könnte Shalom auch den
deutschen Geheimdienstkoordinator Ernst Uhrlau treffen, der in den
Verhandlungen mit der Hisbollah vermittelt. Das Auswärtige Amt in
Berlin wollte sich zu den israelischen Angaben nicht äußern.
Vereinbarung über Gefangenaustausch könnte kurz bevorstehen
Shalom hatte vor einer Woche erklärt, eine Vereinbarung über einen
Gefangenenaustausch mit der pro-iranischen Hisbollah stehe
möglicherweise kurz bevor. Die Gespräche unter deutscher Vermittlung
näherten sich ihrem Abschluss. Die angestrebte Vereinbarung sieht die
Freilassung von mehreren hundert arabischen Häftlingen aus
israelischen Gefängnissen vor, darunter auch Palästinenser. Im
Gegenzug soll die Hisbollah den im Oktober 2000 verschleppten
israelischen Geschäftsmann Elhanan Tennenbaum freilassen und die
Leichen dreier israelischer Soldaten übergeben. Die Hisbollah
betrachtet den 57-jährigen Luftwaffenoberst der Reserve Tennenbaum
als Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad.
Neben dem deutschen Bundesnachrichtendienst hatte sich auch
Österreichs früherer Verteidigungsminister Herbert Scheibner, derzeit
FPÖ-Klubobmann im Nationalrat, bemüht, einen Gefangenenaustausch
zwischen Israel und der vom Iran gesteuerten Miliz herbeizuführen.
Die Hisbollah verlangt insbesondere die Freilassung von Scheich Abdel
Karim Obeid und Mustafa Dirani. Der libanesische Schiitenführer Obeid
war 1989, Dirani 1994 von israelischen Kommandos aus dem Libanon
entführt worden. Die beiden Männer sitzen ohne Gerichtsverfahren in
israelischen Hochsicherheitsgefängnissen. Ende 1999 waren durch
deutsche Vermittlung fünf gefangene Hisbollah-Angehörige aus Israel
mit einer Lufthansa-Maschine über Frankfurt am Main nach Beirut
gebracht worden. (APA)