Linz - Österreich schneidet in einem volkswirtschaftlichen Vergleich von acht "kleinen" europäischen Staaten "nicht gut" ab. Das ist das am Montag veröffentlichte Ergebnis einer Studie des Professors für Volkswirtschaftslehre der Linzer Johannes Kepler Universität Friedrich Schneider im Auftrag der Industriellenvereinigung Oberösterreich.

Hoche Schulden - hohe Abgaben

Schneider verglich für seine Analyse zentrale Wirtschafts- und andere Kennziffern der sieben EU-Staaten Belgien, Dänemark, Finnland, Irland, Niederlande, Schweden und Österreich sowie der Schweiz. Seine Zusammenfassung: Österreich schneide in vielen Bereichen dieser Benchmark-Studie "nicht gut" ab. Bei insgesamt 24 volkswirtschaftlichen Indikatoren würden sieben Bewertungen besser, jedoch 17 Bewertungen schlechter als der Durchschnitt Österreich in eine "schlechte Position" rücken. Beispielsweise beim öffentlichen Schuldenstand in Prozent des BIP schneide Österreich mit 66,9 Prozent im Durchschnitt der letzten zehn Jahre als zweitschlechtestes Land in diesem Vergleich ab. Während die meisten Volkswirtschaften ihre Abgabenquote über die letzten Jahren nur leicht erhöht oder sogar verringert hätten, verzeichne Österreich einen stetigen und im Vergleich der Länder starken Zuwachs.

Österreich liege beim Wirtschaftswachstum gemessen am nationalen BIP mit durchschnittlich 2,2 Prozent über die Jahre 1998 bis 2003 im hinteren Mittelfeld der Länder. In allen Jahren 1996 bis 2001 weise Österreich als einziges Land einen negativen Zahlungsbilanzsaldo auf. Bei der Arbeitsproduktivität liege Österreich im hinteren Drittel. Bei den Bruttoinlandsausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklung weise Österreich über alle untersuchten Jahre einen der geringsten Werte im Vergleich der Volkswirtschaften auf.

Regierung soll "Hausaufgaben" machen

Schneider gibt der Bundesregierung den Rat, ihre "Hausaufgaben" zu machen. Er kritisierte, dass unter anderem das Budgetdefizit nur einnahmenseitig und nicht ausgabenseitig saniert werde. Es müsse etwas getan werden, sonst werde Österreich in den wenigen Faktoren, wo es vorne sei, auch noch an Terrain verlieren, warnte er.

Der Vizepräsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich Erich Wiesner ergänzte, in dem in der Studie ebenfalls angestellten Bundesländervergleich habe Oberösterreich eine "gute Ausgangsposition" für die nächsten Jahre. Damit sollte es der künftigen Landesregierung gelingen, den Investitionsstandort in der nächsten Legislaturperiode noch besser zu positionieren. Die bedeutendste Schwäche liege eindeutig im Bereich der Forschungs- und Entwicklungsförderung. Die Industriellenvereinigung fordere deshalb eine Anschlussförderung an den Forschungsförderungsfonds und die Aufstockung des Forschungsbudgets auf ein Prozent des Landesbudgets - das würde konkret einer Steigerung von derzeit von 21 auf künftig 40 Mio. Euro pro Jahr entsprechen. (APA)