"Alle Schriftsteller schreiben über Menschen in ihrer Umgebung. Schlüsselfiguren hat es in der Literatur immer gegeben"
Redaktion
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Hamburg - Marcel Reich-Ranicki (83) hat die zahlreichen
gerichtlich verfügten Buch-Verbote kritisiert. "Dann hätte Gerhart
Hauptmann auch den "Zauberberg" verbieten lassen können. Thomas Mann
gibt ihm den Namen Peeperkorn und macht ihn lächerlich", sagte der
Literaturkritiker der "Bild am Sonntag". Zwar habe er weder "Esra",
"Meere" oder "dieses Bohlen-Buch" gelesen, doch die Argumente für ein
Verbot der Bücher überzeugten ihn nicht. Gegen alle drei Bücher
("Esra" von Maxim Biller, "Meere" von Alban Nikolai Herbst, "Hinter
den Kulissen" von Dieter Bohlen) hatten Betroffene geklagt.
"Alle Schriftsteller schreiben über Menschen in ihrer Umgebung.
Schlüsselfiguren hat es in der Literatur immer gegeben", sagte Reich-
Ranicki. Er selbst wurde in Martin Walsers Buch "Tod eines Kritikers"
und in Bodo Kirchhoffs "Schundroman" kaum verschlüsselt dargestellt.
Dennoch habe er niemals daran gedacht, gegen die Veröffentlichung
dieser beiden Bücher zu klagen. "In meinem ganzen Leben habe ich
keinen Prozess angestrengt in einer literarischen Frage und werde es
auch niemals tun", betonte Reich-Ranicki. (APA/dpa)
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