Nicht überall, wo Wellness draufsteht, ist Wellness drin. (Bild: Snowboarder Alex Maier in Dampfdusche)

Wien - Christian Werner ist ständig auf Achse. Mit einem 15-köpfigen Team nimmt er Hotels unter die Lupe, die mit Wellness locken - unangemeldet, anonym. "Es ist teilweise lustig, größtenteils aber beschämend, was da alles unter dem Titel Wellness verkauft wird", sagte Werner dem STANDARD. "Nicht nur die Zahl der so genannten Wellnesshotels steigt rasant an, auch der Nepp nimmt stark zu." Da gibt es Häuser, wo "Blunznradln" zum Frühstück serviert werden und fette "Kasnockn" Teil des Vitalmenüs sind. Werner berichtet von Hotels, in denen die Sauna "irgendwo versteckt im Keller" ist oder in deren Schwimmbädern man "nach einmal Untertauchen schon am Beckenrand anstößt."

Mehr als 600 Wellnesshotels hat Werner, Herausgeber eines Relax-Guide, in Österreich gezählt und individuell getestet. Das sind um 14 Prozent mehr als 2002. 1997 gab es in Österreich erst 100 Hotels mit Wellnessangeboten. Ein Ende des Booms sei nicht absehbar, zumal die Bevölkerung immer älter werde und der Bedarf an Kuren steige.

Skurriles

Skurriles haben die Tester auch auf ihren Streifzügen in den Gesundheits- und Beautybereichen diverser Anlagen entdeckt. Da liegen etwa an der Hotelrezeption Informationsblätter auf, wo Massagen, Therapien oder Kosmetikbehandlungen angeboten werden - "buchbar frühestens eine Woche nach der Abreise." Wer daran scheitert, kann sich für ein "Do-it-yourself-Peeling" entscheiden. Dabei wird man in die Dusche gestellt und muss sich die Anwendung selbst machen. Kostenpunkt: 35 Euro. Ein schlichter Leihbademantel: zusätzlich elf Euro.

Ein Schwachpunkt vieler Wellnesshotels sei das Personal. Da gibt es Masseure, die neben Schultern und Nacken der Gäste auch noch den Brotteig kneten müssen, ehemalige Tankwarte oder technische Zeichner, die Massieren in Fernkursen gelernt haben.

Nicht immer seien große Investitionen notwendig, um eine Atmosphäre des Wohlbefindens zu erzeugen. Wirklich top seien in Österreich etwa 15 bis 20 Wellnessbetriebe. (Günther Strobl, Der Standard, Printausgabe, 20.10.2003)