Ausstellung im österreichischen Kulturforum
Rom ehrt Ingeborg Bachmann. Die Feuilletons italienischer Zeitungen würdigen sie. Zeitzeugen aus ihren römischen Jahren kommen zu Wort. "Irgendwann habe ich sogar daran gedacht, sie zu heiraten", gesteht der Komponist Hans Werner Henze in einem Interview mit der römischen Tageszeitung La Repubblica. "Dann wäre ihr Ende nicht so furchtbar gewesen". Und er fügt hinzu: "Das war der einzige Augenblick in meinem Leben, in dem ich meine Homosexualität als soziale Last empfunden habe."
Bachmann, die Frau
Bachmann, die Autorin. Bachmann, die Frau. Bachmann, die Liebhaberin. Den 25 Literaturwissenschaftlern aus sieben Ländern, die sich in Rom zu einem dreitägigen Symposium versammelt haben, entgeht kein Detail. Nicht "die Flucht ins Imaginäre und Rückkehr zur symbolischen Ordnung". Auch nicht "Héléne Cixous Bachmann-Rezeption." Durch die Fenster des Palazzo Capizucchi fällt der Blick aus dem Vortragssaal aufs Ghetto, das die Autorin in "Was ich in Rom sah und hörte" hautnah beschreibt: die spielenden Kinder in einer jüdischen Osteria, die Synagoge, die Erinnerung an die Lastwagen der SS. Nur 100 Meter vom Palazzo Capizucchi gedenkt an diesem 17. Oktober Staatspräsident Carlo D'Azeglio Ciampi der Deportation von 1750 römischen Juden vor genau 60 Jahren.
"Fluchtweg nach Süden"
Ingeborg Bachmann ist in diesen Tagen allgegenwärtig in ihrer Wahlheimat Rom. In einer Lesung der Schauspielerin Sonja Sutter, einem Konzert der bulgarischen Komponistin Julia Tsenova, in vier Theaterabenden im Teatro Vascello, im Kulturprogramm der RAI. Rom - das war für Ingeborg Bachmann der "Fluchtweg nach Süden"- so ihre Freundin und Mitherausgeberin Inge von Weidenbaum. Sie erzählt von der "fiamma di costanti affetti" , der Flamme ständiger Zuneigung" - zu dem Dichter Giuseppe Ungaretti, zum Schriftsteller-Ehepaar Edoardo und Vera Cacciatore, zu dem amerikanischen Schriftsteller Eugene Walter. Weidenbaums Referat ist das letzte des Symposiums Ingeborg Bachmann, una europea a Roma. Es zeichnet jenseits aller literaturwissenschaftlichen Analysen ein tief menschliches Bild der 1965 nach Rom zurückgekehrten Autorin und ihrer Zerbrechlichkeit: "hoch geehrt, erfolgreich und zugleich tief getroffen in ihrer Existenz."