La Paz - Unmittelbar nach dem Rücktritt des bolivianischen Präsidenten Gonzalo Sanchez de Lozada hat sein Nachfolger Carlos Mesa einen Volksentscheid zur Erdgasausfuhr des lateinamerikanischen Staates angekündigt. Seine "erste Pflicht" sei es, all jenen Landsleuten seine "tiefste und von Herzen kommende Achtung" zu bezeugen, "die in den vergangenen Tagen ihr Leben für das Vaterland, die Demokratie und die Zukunft gelassen haben", sagte der neu ernannte bolivianische Präsident in seiner Antrittsrede am Freitagabend im Regierungssitz La Paz.

Als Vorsitzender einer Übergangsregierung werde er nicht nur ein "bindendes Referendum" zum Erdgas abhalten, sondern auch ein Verfassungsabkommen organisieren.

Zugleich kündigte Mesa an, er werde die bis 2007 laufende Amtszeit seines Vorgängers nicht zu Ende führen, sondern die Regierungsgeschäfte nur solange leiten, bis das Referendum und das Verfassungsabkommen abgeschlossen seien und Neuwahlen anberaumt würden. Nach wochenlangen Protesten gegen die Regierung rief Mesa die Bürger des Landes zu Einheit auf: "Der alte Hass kann nur aufgelöst werden, wenn wir eine neue Etappe des Friedens errichten."

Ex-Präsident in die USA geflogen

Unmittelbar nach seinem Rücktritt ist Boliviens Ex-Präsident Sanchez de Lozada nach offiziell nicht bestätigten Angaben in die USA abgeflogen. Die Maschine sei vom Flughafen Viru Viru der Stadt Santa Cruz Richtung Miami (Florida) gestartet, hieß es am Freitagabend (Ortszeit) weiter. Es handle sich um einen Linienflug des nationalen Luftfahrtunternehmens Lloyd Aéreo Boliviano. Mit an Bord seien seine Frau Jimena, drei ehemalige Minister und mehrere weitere Familienmitglieder. Unmittelbar nach dem Abheben der Maschine zog die Militärpolizei vom Flughafen ab. Sprecher des bisherigen Staatschefs hatten nur mitgeteilt, dass Sánchez de Lozada in Santa Cruz sei.

Sanchez de Lozada war am Freitagabend zurückgetreten. Der Aufstand gegen die Regierung hatte vor mehr als einem Monat begonnen, als die Gewerkschaften sich gegen die Pläne des Präsidenten für eine Erdgaspipeline nach Mexiko und die USA auflehnten. Im Verlauf der blutig niedergeschlagenen Proteste kamen mindestens 80 Menschen ums Leben. (APA)