Putrajaya - Malaysias Ministerpräsident Mahathir Mohamad hat am Freitag seine Äußerungen über Juden auf dem Gipfel der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), verteidigt. "Viele Leute sagen auch hässliche Dinge über uns", sagte Mahathir zum Anschluss des Gipfels vor der Presse. "Sie sagen, Moslems seien Terroristen." Mahathirs anti-jüdische Äußerungen hatten in westlichen Ländern, vor allem den USA, Deutschland und Israel, scharfe Kritik ausgelöst.

Mahathir hatte am Vortag in seiner Eröffnungsrede beim Gipfel der 57 OIC-Mitgliedsländer in Putrajaya gesagt: "Die Europäer haben sechs von zwölf Millionen Juden umgebracht. Aber heute regieren die Juden die Welt durch Stellvertreter. Sie lassen andere für sich kämpfen und sterben."

Moslemische Welt sehr stark

"Wir (die Moslems) können das vielleicht nicht schaffen", fügte er hinzu. Aber die moslemische Welt sei sehr stark. 1,3 Milliarden Moslems könnten nicht "von ein paar Millionen Juden besiegt werden", sagte Mahathir, der Ende Oktober nach 22 Jahren aus dem Amt scheidet.

Das deutsche Außenministerium bestellte am Donnerstagabend aus Protest den malaysischen Geschäftsträger ein. Deutschland habe die Äußerungen als "völlig inakzeptabel" zurückgewiesen, teilte das Auswärtige Amt mit. Die Außenminister der EU-Länder bezeichneten die Rede als "stark beleidigend". Die USA sprachen von "beleidigend" und "hetzerisch". In Israel wurden die Äußerung als "reiner Antisemitismus" verurteilt.

Von moslemischen Amtskollegen erhielt Mahathir am Freitag jedoch Unterstützung. Ägyptens Außenminister Ahmed Maher meinte, die Rede sei lediglich darauf angelegt gewesen, die Moral unter Moslems zu stärken. Der PLO-"Außenminister" Faruk Kaddumi erklärte: "Er sagt doch die Wahrheit."

Das OIC-Treffen in der neuen malaysischen Verwaltungshauptstadt Putrajaya ist die größte Versammlung moslemischer Führer seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

Recht auf "Meinungsfreiheit" betont

Malaysias Ministerpräsident Mahathir Mohamad hat am Freitag die internationale Kritik an seinen antisemitischen Äußerungen als "grob ungerecht" zurückgewiesen. "Das ist eine Demonstration von Parteilichkeit gegen die Moslems, dass man die Juden nicht kritisieren darf, ohne des Antisemitismus beschuldigt zu werden", sagte Mahathir am Freitag nach Abschluss des Gipfels der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) im malaysischen Putrajaya.

Die Europäer und Juden hielten sich anscheinend für ein "privilegiertes Volk", "aber wir denken nicht so", fügte er hinzu.

"Mir zu sagen, dass ich keine Fakten der Geschichte erwähnen kann, bedeutet, meine Rechte der Meinungsfreiheit zu verneinen", kritisierte der 77-jährige Regierungschef. Mahathir betonte, dass er sich in seiner Rede vor allem für ein Ende der Gewalt, der Selbstmordattentate und der Vergeltungsschläge gegen Israel ausgesprochen habe. Er bedaure, dass dieser Teil nicht hervorgehoben worden sei. (APA/dpa)