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Mirno More ist der Gruß der Seefahrer Dalmatiens und heißt so viel wie "friedliches Meer". Seit nun mehr zehn Jahren ist unter diesem Namen ein Verein tätig, der Kinder unterschiedlicher Nationen "in einem Boot" sitzen lässt - bei einem Segelturn, der schon traditionell in der dritten Septemberwoche an der kroatischen Küste entlangführt.

"Wir haben Delphine gesehen", erzählt Uschi Strobel, die in diesem Jahr als eine von 440 Teilnehmerinnen aus 25 Ländern dabei war. Denn die Idee des Niederösterreichers Christian Winkler, Kinder aus den ehemaligen Balkankriegsländern bei einer Friedensflotte zusammenzubringen, hat sich längst zu einer internationalen, professionell geplanten Riesenaktion ausgewachsen. 47 Schiffe sind diesen Sommer in Kroatien gekreuzt, im Gründungsjahr waren 17 Kinder auf drei Schiffen unterwegs gewesen.

"Ich bin überhaupt zum ersten Mal mit einem Schiff gesegelt", erzählt die zehnjährige Sandra Heinschink. Sie ist über das Jugendzentrum Floridsdorf zur Friedensflotte gekommen und wie die 13-jährige Uschi wäre auch sie im kommenden Jahr wieder gerne dabei. Damit stehen die beiden Mädchen in bester Friedensflottentradition: "Einige Jugendliche, die als Teilnehmer begannen, haben inzwischen selbst Funktionen übernommen", erzählt Vereinsvorstand Leopold Frey. "Einer betreut zum Beispiel den Boardletter, in dem die anstehenden Aktivitäten, der Wetterbericht und Bilder von den Abenteuern des Vortages publiziert werden."

Um das Kennenlernen der Kinder aus den unterschiedlichen Herkunftsländern zu erleichtern, werden gezielt gemeinsame Spiele organisiert. Zum Beispiel eine "Flag Race", bei der jeweils ein Team, bestehend aus der Crew von zwei Booten unterschiedlicher Nationalität, gewisse Aufgaben gemeinsam lösen muss.

Bei dem großen Abschlussfest tragen schließlich alles Teams etwas zur Abendunterhaltung bei. Besonders stolz sind die Organisatoren, dass in diesem Jahr kroatische, bosnische und serbische Kinder gemeinsam einen Beitrag gestaltet haben.

"Das Projekt wird großteils durch private Sponsoren ermöglicht", erklärt Leopold Frey. Nur ein Viertel der Kosten werde durch öffentliche Stellen wie die Stadt Wien oder das Sozialministerium aufgebracht. "Die Boote werden uns von den Schiffseignern kostenlos oder stark reduziert zur Verfügung gestellt, die Betreuer arbeiten ehrenamtlich und für die Kinder ist die Teilnahme an der Friedensflotte natürlich kostenlos", erläutert Frey.

Die Friedensflotte soll besonders sozial benachteiligten Kindern aus Flüchtlingsheimen, Waisenhäusern oder Behinderteneinrichtungen die Möglichkeit geben, einmal an einer Segelreise teilzunehmen und beim gemeinsamen Urlaub gleich auch noch Vorurteile gegenüber anderen abzubauen. Neben der Friedensflotte in den kroatischen Gewässern, die immer in der dritten Septemberwoche stattfindet, weil in der Nachsaison die Boote für den karitativen Zweck leichter zu bekommen sind, fand heuer erstmals auch ein Friedens-Segelprojekt in der Türkei statt. "Etwa 80 Jugendliche aus der Nahostregion sind dabei auf 13 Schiffen unterwegs gewesen", erzählt Frey. "Kids for Freedom", so der Name der Aktion, soll in Zukunft als eigenständiges Teilprojekt der Friedensflotte immer in der zweiten Juliwoche stattfinden. (Tanja Paar/Der Standard/rondo/17/10/2003)