Meran - Wer würde nicht gerne erfolgreich Ausschau halten, wenn es um die Zukunft einer zeitgenössischen Musik geht, die Statur beweist, zugleich aber auch eine gewisse Mehrheitsfähigkeit erreicht! Der Florentiner Oboist und Komponist Arnaldo de Felice - einst von Leonader Bernstein gerühmt - könnte sich als ein Hoffnungsträger in dieser Richtung bestätigen. In einem gemeinsam von der Bayerischen Staatsoper und dem Opernhaus Zürich ausgerichteten Kurzopernwettbewerb errang er zusammen mit Edward Rushton den ersten Preis.

Prämiert wurde de Felices Akumu, beauftragt wurde er mit der Komposition einer Halbabendoper, die 2004 in München uraufgeführt werden soll. Im Rahmen der 18. Meraner Musikwochen - wo auch das Russische Nationalorchester unter Pletnev, die israelischen Philharmoniker unter Zibin Mehta oder das Philharmonia Orchestra mit Lorin Maazel gastierten - gab es Gelegenheit, einen akustischen Vorgeschmack für das Wollen und Können de Felices zu bekommen.

Zur Uraufführung kam - etwas sorglos betreut vom St. Petersburger Sinfonieorchester "Eremitage" unter der Leitung von Saulius Sondeckis - eine überwiegend ruhige, farblich irisierende Kirchenraumstudie von bemerkenswerter atmosphärischer Ambition.

De Felice bezieht sich in Angoli d'ombra auf die Kirche von Fossanova bei Terracina, der letzten Ruhestätte des Hl. Thomas von Aquin. Deren "stille Winkel" werden in dem rund viertelstündigen, großbesetzten Orchesterstück gleichsam instrumental ausgeleuchtet, in musikalische Andacht übersetzt.

Man hätte sich gewünscht, auch etwas von der "muskulöseren" Seite de Felices zu erfahren. Doch dazu war der impulsgebende sakral-meditative Anlass zu sehr von indirekten Beleuchtungen und Tonbildungen an der Wahrnehmungsschwelle vorgeprägt. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.10.2003)