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Hamburg - Die Europäische Kommission will den Schutz vor Ölkatastrophen auf ihren Wasserstraßen verbessern. Nach den Worten von Gilles Vincent vom EU-Umweltdirektorat plant die Kommission härtere Sanktionen gegen die Verursacher von Tankerunglücken. Auch das Verklappen von Ölresten auf See solle schärfer bestraft werden, sagte Vincent am Mittwoch in Hamburg zum Auftakt einer internationalen Ölpest-Konferenz. Bis Donnerstag diskutiert der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) mit 200 Wissenschaftern und Aktivisten über die Auswirkung von ausgelaufenem Öl auf Meerestiere.

Vincent schränkte ein, er sei "nicht sehr optimistisch", dass die geplanten Verschärfungen auch in der gewünschten Form in Kraft treten könnten. Einzelne Mitgliedsländer könnten dagegen klagen. "Ich hoffe, dass man eine vernünftige Lösung findet", sagte er.

Erster Schritt

Eine erste Verbesserung der Tankersicherheit ist unterdessen in greifbare Nähe gerückt. Bis 2005 müssen vor 1982 gebaute Tankschiffe mit nur einer Hülle aus den EU-Gewässern verschwinden. Das besonders giftige Schweröl darf schon jetzt nur noch mit Doppelhüllen-Tankern in der EU transportiert werden. Havarien von Einhüllen-Tankern wie etwa der "Prestige" im November 2002 vor der spanischen Atlantikküste hatten mehrfach Umweltkatastrophen verursacht.

Hauptübel Verklappung

Doch nicht nur die spektakulären Tankerunglücke belasten die Meere. "Die schleichende Verschmutzung durch illegal eingeleitetes Öl ist viel schlimmer", sagte die Kanadische IFAW-Aktivistin Kim Elmslie. Am schlimmsten sei die Verschmutzung überall dort, wo viel befahrene Schifffahrtslinien auf dicht besiedelte Vogelgebiete treffen. So zählt der IFAW in einem kleinen Seegebiet vor Neufundland jedes Jahr 300.000 tote Tiere: "So viele wie beim Untergang der Exxon Valdez." In Kanada wachen jetzt Satelliten darüber, dass die Wasserstraßen sauber gehalten werden. "So kann keiner glauben, auf See sei er weit genug entfernt."

Nur zehn bis 15 Prozent der Öl-Verschmutzung im Meer ist nach Angaben von Fachleuten auf Tanker-Unglücke zurückzuführen. Der Rest komme durch Verklappung auf See zu Stande, stimmt der Zoologie-Professor Olav Giere Elmslie zu.

Zahlen und Fakten

Nach Angaben des Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) verenden allein in der Deutschen Bucht jährlich rund 20.000 Vögel an der schleichenden Ölpest. Luftüberwachungen der Ostsee zeigten, das im Jahresschnitt zwischen 500 bis 700 Mal illegal Öl eingeleitet werde.

In der Nordsee gebe es jährlich Öleinleitungen zwischen 86.000 und 210.000 Tonnen, schätzte der Tierschutz-Fonds. Die Seevögel seien besonders betroffen: Zwischen 1998 und 2001 habe sich der Anteil von Sternentauchern, Trauerenten und Basstölpeln teilweise mehr als halbiert. Der Trottellummen-Bestand habe um ein Drittel abgenommen.

Mangelndes Interesse

Zoologe Giere kritisierte neben dem mangelnden politischen Engagement für den Schutz der Meere auch die Medien. "Es muss scheinbar erst zu einer Katastrophe wie bei der "Prestige" kommen, bis reagiert wird", sagte er.

Dabei sei der sichtbare Ölteppich nur die Spitze des Eisberges: Ein Drittel der auslaufenden Flüssigkeit verdunste, ein weiteres löse sich im Wasser chemisch auf. "Dieser Anteil ist am giftigsten." Weil der aber nicht zu sehen sei, errege er keine Aufmerksamkeit. (APA/dpa)