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Foto: APA/dpa/Uwe Zucchi
Wien - 43,4 Prozent aller Menschen haben eine Sehbeeinträchtigung. Der Großteil davon kann operativ bzw. durch Brillen und Kontaktlinsen behoben werden. Bei 400.000 der Betroffenen ist dies nicht der Fall, sie müssen ihren Alltag ohne diese Hilfsmittel bewältigen. Aus diesem Grund nahm der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband (ÖBSV) den "Tag des weißen Stocks" am 15. Oktober zum Anlass, um bei einer Pressekonferenz in Wien auf die Probleme dieser Betroffenen aufmerksam zu machen.

Die allgegenwärtigen Hindernisse im Verkehr

Besonders die Zunahme fest installierter Hindernisse wie Fahrradständer, Straßenschilder oder Citylights machen ein Fortkommen auf Gehsteigen immer schwieriger, so der ÖBSV. Nur auf vertrauten Wegen können sich sehbeeinträchtigte Menschen diesen "Hindernislauf" gut einprägen. "Besonderes Problem ist für uns die schlechte Absicherung von Baustellen", sagte Richard Payr von der ÖBSV-Landesgruppe Tirol. "Ist eine Baugrube nur mit Bändern abgesichert, stellt das für uns überhaupt keinen Schutz dar."

Aber auch Radfahrer oder Inline-Skater auf Gehwegen bedeuten für blinde Menschen eine potenzielle Gefahr. Denn im Gegensatz zu Autos sind sie kaum zu hören und so schnell unterwegs, dass sie nicht rechtzeitig erkannt werden können.

Taktile Leitsysteme erforderlich

Für Betroffene schlecht gekennzeichnet sind auch große Glasscheiben und Treppen. "Es laufen schon Sehende in solche Scheiben, wenn sie abgelenkt sind", sagte Payr. Viele Alltagsprobleme von blinden Personen könnten durch bauliche Maßnahmen und Vorschriften behoben werden, wie etwa die Kennzeichnung der freistehenden Treppen, die Absicherung der Glasflächen durch Kontraststreifen oder der Abbau des Schilderwaldes und Werbetafeln auf Gehsteigen, erklärte Payr.

Ein weiteres Problem sei auch die Platzierung von Blindenampeln: Sie erleichtern zwar die Orientierung auf der Straße, aber wenn vor der Ampel ein Radweg vorbeiführe, werde allein der Weg zur Gehsteigkante zur Gefahr, erklärte der ÖBSV. Und das Vorantasten mit dem Blindenstock kann auch für Fahrradfahrer gefährlich werden. Daher forderte die Organisation den Ausbau des taktilen Leitsystems im öffentlichen Verkehr und vor allen in und zu öffentlichen Gebäuden sowie von akustischen Blindenampeln.

Geschichte des Tags

Der "Tag des weißen Stocks" wurde vor fast 40 Jahren ins Leben gerufen. Im Jahr 1964 übergab der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson im Rahmen eines symbolischen Akts weiße Langstöcke an Blinde, um auf den Beginn der systematischen Ausbildung Blinder im Mobilitätstraining hinzuweisen. (APA)